Schulentwicklungsplan bleibt Tropfen auf heiße Steine. – Ein Interview Mitschnitt

Marko Hofmann Journalist und Lehrer für die Leipziger Internetzeitung im digitalem Gespräch mit der Vorsitzenden der Stadtelternrats Leipzig Petra Elias

Marko Hofmann 2. Juni um 21:15 · Vom Messenger gesendet

Guten Abend, ich habe mir einen groben Überblick verschafft (den 2011er habe ich noch detailliert besprochen), daher sind die Fragen allgemein gehalten:

  1. Sind Sie zufrieden mit dem Schulentwicklungsplan?
  2. Welche Prognosen sehen Sie kritisch?
  3. Wie sah die Beteiligung des SER aus?  „Die Sicherheit und Zumutbarkeit der Schulwege ist bei Grundschulen besonders zu beachten. Der Weg zur Grundschule sollte möglichst fußläufig bewältigt werden können, jedoch soll die maximal erforderliche Zeit einschließlich evtl. Fahrzeiten mit dem ÖPNV in der Regel 30 Minuten je einfachen Weg nicht überschreiten.
  4. Ist das aus Ihrer Sicht gegeben?
  5. Wo haben Sie sich mehr erhofft und was bereitet Ihnen Bauchschmerzen?

 

1. Sind sie zufrieden mit dem Schulnetzplan?

Antwort Elias: Dienstag um 22:07 · Vom Computer gesendet

Als Elternvertreter im Vorstand des Stadtelternrats ist es jetzt der dritte Schulnetzplan zudem ich Stellung beziehe darf. Es ist der umfangreichste und ausführlichste von allen, die ich bisher gelesen habe.

Die Stadtverwaltung stellt den Stadt- und Elternräten eine umfangreiche Sicht in die Leipziger Schulen zur Verfügung. Dafür sind die tabellarischen Übersichten für die weiterführenden Schulen und ihre Prognosen nicht mehr zu finden. Stattdessen wird mit Stadtteilen und Gesamtbetrachtung gearbeitet. Was auf der einen Seite eine deutliche Verbesserung mit sich gebracht hat, wird hier wieder eingebüßt. So lässt sich nicht nachvollziehen, an welcher Schule, mit welcher Kapazität gearbeitet wird. Der Schreibtisch wird schnell voll, weil mehr Anlagen parallel dazu auspackt werden müssen, um wirklich einen Eindruck zu erhalten. Ein Plus ist die Übersicht Turnhallen und Sportanlagen. Auf diesen Missstand haben wir im SER jahrelang hingewiesen. Wer sich diesen genau anschaut, sieht, dass die Stadt hie r jahrelang ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat.

2. Welche Prognosen sind Sie kritisch?

Antwort Elias: Gestern um 20:06

13 Schulen haben eine Überbelegung von über 120 % ihrer Kapazität erreicht. Dies betrifft vor allem Grundschulen. Wirkliche Entlastung ist allerdings nicht in Sicht. Die wird es wahrscheinlich erst in 3-4 Jahren geben, wenn die Stadt es schafft, ihre eigene Zeitschiene einzuhalten. Kritisch sehe ich auch die steigende Zahl der Kinder, die von der Grundschule ans Gymnasium wechseln. Dies bedeutet, dass wir langfristig mehr Platz an den Oberschulen vorhalten müssen, um Freiräume für Rückkehrer zu haben. Auch deren Anzahl ist im Laufe der Jahre gestiegen.

Und noch ein Aspekt wird in der Elternschaft als kritisch angesehen. Die nachfolgenden Klassen sind oft so voll, dass Jahrgangsstufenwiederholer unter Druck stehen. Ihnen kann es passieren, dass sie die Schule wechseln müssen. Das kommt einem Schulverweis gleich.

3. Wie sah die Beteiligung des SER aus?

Antwort Elias: Gestern um 20:24 · Vom Computer gesendet

Als wir im November um die Zeitschiene zur Stellungsnahme zum Schulnetzplan gebeten hatten, wurde von seitens des AJuFaBi um Eile gebeten. Normalerweise werden im ersten Zug die Stellungsnahmen den Schulkonferenzen gesammelt und in einer Synopse zusammengefasst. Diese können wir dann als Grundlage für unsere Stellungsnahme zum Schulnetzplan nehmen.

Um das Voranschreiten des Ausbaus der Schulkapazitäten nicht zu gefährden, haben wir eingewilligt, auf die Einsicht in die Stellungnamen der Schulkonferenzen zu verzichten. Zeitschiene war auf drei Monate geplant. Trotzdem hat es jetzt fünf Monate gedauert, bis die Vorlage endlich in den Stadtrat kam.

Etliche unsere Kritikpunkte scheinen angekommen zu sein. Der Entwurf damals war im Gegenzug zu dem jetzigen Dokument tatsächlich nur ein Entwürfchen. Die Berufung des Elternratsmitgliedes Michael Gehrhardt in den Unterausschuss Schulnetzplanung war eine gute Entscheidung.

Gestern um 20:26

Auf die Schulwege achtet Michael Gehrhardt in der Arbeitsgemeinschaft Schulwegesicherheit. Die Stadtverwaltung benutzt bei der Berechnung der Schulwege eine Software, die die Entfernungen von Haustür bis Schultür ausrechnet. Wo sie sich doch mal irrt, weisen uns die Eltern hin. Bedenklich finden wir eher, dass mittlerweile Grundschulen haben, wo früh zwischen 500 und 700 Kinder aus dem Viertel zur Schule strömen. An Doppel-Standorten wie der Pablo-Neruda-Schule oder der Kurt-Masur-Schule sind das dann mal locker über 1000 Kinder. Viele davon mit ihren Eltern und nicht unbedingt alle zu Fuß. Gerade hier wünsche ich mir, mehr Solidarität unter den Eltern und aktive Rücksichtnahme.

Gestern um 20:33

Eltern können sich beim Thema Schulweg gerne an uns wenden. Unsere E-Mail-Adressen sind auf der Webseite des SER alle zu finden.

4. Was haben Sie sich mehr erhofft und was bereitet Ihnen Bauchschmerzen?

Antwort Elias: Gestern um 20:34

Ein ganz persönliche Hinweise: Schon aus meiner ersten Stellungsnahme als Arbeitskreisleiter Oberschulen ist die Struktur des Dokumentes. Was ist so schlimm daran, die ID-Nummer jeder Schule im Dokument zu vermerken, sodass jeder weiß, von welchem Schulgebäude jetzt gesprochen wird? So wird der Dösener Weg nicht unbedingt mit dem Schulhausbau Standort Bayerischer Bahnhof in Verbindung gebracht.

Der Anhang zu den Klassen- und Schülerzahlen ist gut für den Vergleich, sagt aber nichts über die Kapazität der Schule aus. So wird nicht ersichtlich, dass die meisten Schulen gar keine freien Kapazitäten mehr haben. Wir sind jetzt bei 46.000 Schülern. 32.000 Kinder sind gerade in den Leipziger Kitas und wachsen jeden Tag ein bisschen heran. Da ist es nicht schwer zu sehen, dass wir in fünf Jahren bei 70.000 Schülern sein werden. Bleibt die Stadtverwaltung bei der jetzigen Geschwindigkeit in der Schaffung neuer Schulplätze, wird es nicht für alle Kinder ein Schulplatz zu finden sein.

Bauchschmerzen bereitet mir die immer höhere Verdichtung von mehr Schülern an einem Schulstandort. Dies ist eine enorme Belastung für das Lehrer-Kollektiv, die im Lehrerzimmer gar nicht mehr alle Platz finden. Toiletten, die für diese Anzahl von Schülern nicht ausgelegt sind. Ganz zu schweigen von den Sportstätten und Turnhallen. Spätestens an der Stelle habe ich nicht nur Bauchschmerzen, sondern auch Tränen im Augen. Gleiche Bildungschancen bedeuteten auch, möglichst gleiche Voraussetzungen in jeder Schule.

Froh bin ich, dass zumindestens bei den Grundschulen es jeweils eine Tabelle gibt, die über die Kapazitäten und die Bedarfe Auskunft gibt. Dies fehlt allerdings bei den weiterführenden Schulen.

Gestern um 20:52

Hier noch mal unser Stellungsnahme aus dem Februarhttps://ker-leipzig.de/2019/02/pressemitteilung-ein-schulnetzplan-mit-fragwuerdigen-prognosen-und-keinen-echten-loesungen/

Gestern um 20:53

Ich weiß, dass wir Eltern damit ganz schön nerven. Aber es sind unsere Kinder, es ist unser Herzblut. Und der überwiegende Teil der Eltern ist allen Gerüchten zum Trotz sehr fürsorglich und umsichtig und sorgt sich um die Zukunft ihrer Kinder. Eine wirkliche Entlastung bei der Schulkapazität ist zeitnah nicht in Sicht. Nach unserer Auffassung kann Schulsozialarbeit hier einen Teil leisten. Aber noch immer hat nicht jede Schule in Leipzig ein Schulsozialarbeiter.

Gestern um 20:54

Noch was offen?

Marko Hoffmann Gestern um 20:55

nein, nicht dass ich was sähe.

vielen dank für die Ausführlichkeit