Stefanie Gruner – Grüne
- Zunächst müssen endlich die absoluten Grundlagen, wie moderne und saubere Sanitäreinrichtungen sowie modern ausgestattete Klassenräume, geschaffen werden. Dafür sind die höchsten Anstrengungen bei der Sanierung nötig. Daneben steigern auch Orte jenseits der Klassenräume die Lernfreude, etwa vielfältig und grün gestaltete Freigelände, Schulgärten, moderne Sportanlagen, Leseräume und Bibliotheken. Diese sachlich und personell gut auszustatten ist Aufgabe der Stadt.
- Leider sind die Leipziger Schulen diesbezüglich nicht gut ausgestattet. Bei Sanierungen und Neubauten wird zwar inzwischen zumeist auf die reine Barrierefreiheit für Rollstuhlnutzende geachtet. Für die meisten anderen Beeinträchtigungen gibt es aber weder Konzepte noch Modellprojekte. Das Problembewusstsein bei der Stadtverwaltung scheint wenig ausgeprägt. Die aktuell schiere Not, überhaupt genügend Schulplätze zur Verfügung stellen zu können, hat das Thema zudem sehr in den Hintergrund treten lassen.
- Die Ganztagsangebote sind über die letzten Jahre seit der Einführung deutlich besser und vielfältiger geworden. Gute Angebote haben sich etablieren können. Eine echte Verzahnung von Unterricht und Freizeitangeboten (rhythmisierte Ganztagsschule) gibt es allerdings kaum. Diese ist zu den aktuell möglichen Honorarsätzen auch nicht möglich, weil die meisten Angebote im Ehrenamt (also oft nur am Nachmittag) geleistet werden. Hier wäre Nachbesserungen nötig. Zudem wäre an vielen Schulen eine bessere Koordination von Schule und Hort erforderlich.
William Rambow – DIE LINKE
Mit welchen Mitteln kann – nach Ihrer Meinung – mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?
Die Stadt Leipzig kann durch verschiedene Maßnahmen die Lernfreude der Schüler*innen steigern und damit Schule insgesamt verbessern. Unbenommen bleibt dabei, dass das Land hier die Hauptverantwortung trägt. Auf Landesebene haben wir vielfältige Forderungen zur Verbesserung von Schule in Sachsen, die im Rahmen des Landtagswahlkampfs sicher intensiv diskutiert werden können. Für die Kommunalwahl haben wir unter anderem folgende Forderungen: eine*n Schulsozialarbeiter*in für jede Schule. Hier ist die Stadt, auch auf unsere Initiativen hin, bereits aktiv. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die bereits jährlich bereitgestellten 2 Mio. € für Schulsozialarbeit, vor allem in Grundschulen, weiterhin bereitgestellt werden. Leider unterstützt der Freistaat nur die Oberschulen und BSZ mit Berufsvorbereitungsjahr finanziell. Unser Standpunkt ist: Jede Schule braucht eine*n Schulsozialarbeiter*in. Dafür werden wir uns auch im Stadtrat intensiv für einsetzen. Wir sind der Auffassung: Eltern brauchen Unterstützung, Erfahrungsaustausch und Anregungen von Fachleuten bei der Erziehung zu verschiedenen Themen. Hier könnte der Stadtelternrat mit dem Referat Bildung und der Volkshochschule aktiv werden. Wir werden als Fraktion gern dabei unterstützen. Wir fordern die Einhaltung der neuen Klassenbildungsverordnung. Bei Verstoß gegen die Integrationsordnung (Senkung des Klassenteiler um 1,5 Schulplätze pro Integrationskind) sollte umgehend die Stadtverwaltung und der Fachausschuss informiert werden. Wir wollen, dass bereits laufende Initiativen besser bekannt gemacht und für die gesamte Stadt verallgemeinert werden. Beispielhaft können hier etwa Projekte wie „Schule mit Zukunft Leipzig-Ost“ in Paunsdorf oder das Projekt „Erfolgreicher Abschluss in Hauptschulklassen“ in der 20. Oberschule sein. Ein weiteres Ziel ist auch der Ausbau der Ganztagsangebote. Zum Beispiel kann auch Hausaufgabenunterstützung ein Ganztagsangebot sein, vor allem in 5. und 6. Klassen der Oberschulen. Hierdurch könnte sich der Lernerfolg von Schüler*innen deutlich verbessern. Weiterhin muss das Bildungs- und Teilhabepaket besser beworben werden. Zu wenig Eltern wissen und nutzen, diese finanziellen Mittel zur Nachhilfe des Kindes bzw. Jugendlichen. Zwar sind wir der Auffassung, dass das Bildungs- und Teilhabepaket grundlegend überarbeitet werden muss, bis das aber passiert sollten wir auf kommunaler Ebene alles dafür tun den Zugang zu Mitteln zu vereinfachen und zu bewerben.
Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?
Der Begriff „voranschreiten“ ist leider übertrieben. Man darf integrative und inklusive Beschulung nicht verwechseln. Integrative Beschulung ist an allen Schulen möglich. Bei der inklusiven Beschulung sind uns nur zwei Projekte bekannt. Zunächst: Inklusion ist keine Pflicht, sondern ein Recht und es hängt von den Eltern ab, ob sie sie wünschen. Unserer Meinung nach sollten an allen Grundschulen schrittweise auch Förderschullehrer*innen unterrichten. Zunächst sollte damit verhindert werden, dass zu viele Grundschulkinder wegen mangelnder Förderung in eine Förderschule für Lernbehinderung kommen. Es könnte auch an Grundschulen Schleifenklassen geben, ähnlich wie LRS-Klassen. Auch Dyskalkulie sollte dort ein Förderschwerpunkt sein. Übrigens zeigt sich hier, dass das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) mehr Schulpsycholog*innen braucht. Es ist zu überlegen, ob das LaSuB oder die Stadt Leipzig (allerdings gefördert durch den Freistaat) einen Schulpsychologischen Dienst aufbaut, mit je einem Schulpsychologen pro Stadtteil. Das muss das Ziel sein. Die bisher in Leipzig gegangenen Schritte – der barrierefreie Ausbau in allen Schularten, der leider kaum genutzt wird sowie die Bereitstellung von Schul- und Integrationsbegleiter*innen – sind gut und sollten weiter gegangen werden.
Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?
Ganztagsangebote (GTA) werden genutzt, das ist gut und wichtig. Hier liegt für das Angebot die Verantwortung bei den Schulen, wobei der Schulelternrat und auch der Schülerrat mit Ideen und Initiativen unterstützen sollten. Im Bereich Sport klappt dies bereits sehr gut, in anderen Bereichen gibt es durchaus Reserven. Die GTA werden im Übrigen nicht von der Stadt sondern vom Freistaat gefördert. Das Problem liegt in der Höhe der Finanzen. Die Gesamtsumme wurde nicht wesentlich erhöht, obwohl mehr Schulen und mehr Schüler*innen dazugekommen sind. Auch das wäre entsprechend eine Forderung für den Landtagswahlkampf.