Dr. Tobias Peter – Grüne
Mit welchen Mitteln kann –nach Ihrer Meinung- mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?
Als stellvertretender Elternsprecher und Vorsitzender des Fördervereins einer Grundschule weiß ich aus eigenem Erleben, wie wichtig ein gutes Lernumfeld für die Lernfreude der Schülerinnen und Schüler ist. Die Kommune kann als Schulträger und Verantwortliche der kommunalen Bildungslandschaft viel dafür tun. So beeinflusst die Qualität der Schulbauten als ‚dritter Pädagoge‘ maßgeblich die Art und Weise des Lernens. Leipzig muss durch kommunale Schulbauleitlinien endlich innovative Schulbauten befördern, in denen neue Lernkonzepte verwirklicht werden können. Quartierschulen wie in der Ihmelstraße geplant, können dazu beitragen, dass die ganze Vielfalt des Stadtteils schulisch wirksam wird. Darüber hinaus brauchen wir in Leipzig auch endlich ein Schulhofprogramm, mit dem Schulhöfe so gestaltet werden können, dass sie die Aufenthaltsqualität und Kommunikation positiv beeinflussen. Ein weiterer großer Einflussfaktor für schulische Qualität ist die flexiblere Mittelhandhabung der Schulen. Schulen müssen selbst entscheiden können, welche Sachmittel und unterstützenden Fachkräfte sie brauchen, um den Schulalltag positiv zu beeinflussen.
Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?
Die Leipziger Schulen sind sehr unterschiedlich auf das inklusive Lernen vorbereitet. Hinsichtlich der sächlichen Ausstattung wird es auf absehbare Zeit nicht möglich sein, dass alle Schulen eine Barrierefreiheit und sonstige Voraussetzungen für Schülerinnen und Schüler mit körperlicher Behinderung oder in den Förderbereichen Sehen oder Hören gewährleisten können. Hier ist es sinnvoll, dass sich Schwerpunktschulen mit der notwendigen Ausstattung für diese relativ geringe Anzahl an Schülerinnen und Schülern bilden. Im Einzelfall sollte es ebenfalls möglich sein, dass sich Förderschulen zu inklusiven Schulen entwickeln können. Die Förderbereiche Lernen, Sprache und sozial-emotionale Entwicklung sowie geistige Behinderung stellen den ganz überwiegenden Teil aller Schülerinnen und Schüler sonderpädagogischem Förderbedarf. Für diese Gruppe stellt nicht die sächliche, sondern die personelle Ausstattung ein großes Problem dar. Hier sollten alle Schulen gemäß Sozialindex einen festen Stamm an sonderpädagogischen Lehrkräften und unterstützenden Fachkräften erhalten. Die derzeit unbefriedigende Situation muss vor allem durch den Freistaat gelöst werden. Die Stadt Leipzig sollte die derzeit zu bürokratisch erfolgende Zuweisung von Schulbegleitern neu regeln.
Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?
Die Leipziger Schulen bieten eine große Vielfalt von Ganztagsangeboten (GTA) an. Die Qualität dieser Angebote spielt für die Schulverwaltung jedoch keine Rolle. Um Qualität zu sichern und zu entwickeln sollte die Förderung mehrjährig gestaltet, konzeptionell unterlegt und mit Zielvereinbarungen verbunden werden. Gute Ganztagsangebote sollten schulische Angebote ergänzen und auf Sie abgestimmt werden, insbesondere dort, wo sie Schüler in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihrer Leistungen unterstützen können. Darüber hinaus brauchen wir über die GTA hinaus mehr Ganztagsschulen, an denen sich Unterricht, selbständiges Lernen, Spiel und andere Angebote abwechseln. Dies unterstützt insbesondere Schülerinnen und Schüler mit ‚bildungsferner‘ Herkunft nachweislich in ihrer Entwicklung.
Steffen Wehmann – DIE LINKE
Mit welchen Mitteln kann nach Ihrer Meinung mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?
Um die Lernfreude und schulische Erfolge zu steigern hat das Landesamt für Schule und Bildung mit den angestellten Lehrer/Innen die Hauptaufgabe. Als Stadt können wir unterstützen durch:
- Schulsozialarbeit. Das macht die Stadt. So werden 2 Mio. € jährlich für Schulsozialarbeit vor allem in Grundschulen bereitgestellt. Leider unterstützt der Freistaat nur die Oberschulen und BSZ mit Berufsvorbereitungsjahr finanziell. Unser Standpunkt: Jede Schule braucht einen Schulsozialarbeiter/in. (Forderung für den Landtagswahlkampf)
- Elternakademie Eltern brauchen Unterstützung, Erfahrungsaustausch und Anregungen von Fachleuten bei der Erziehung zu verschiedenen Themen. Hier könnte der Stadtelternrat mit dem Referat Bildung (Frau Dr. Voigt) und der Volkshochschule aktiv werden.
- Einhaltung der neuen Klassenbildungsverordnung Bei Verstoß gegen die Integrationsordnung (Senkung des Klassenteiler um 1,5 Schulplätze pro Integrationskind) sollte umgehend die Stadtverwaltung und der Fachausschuss informiert werden.
- Bekanntmachung und Verallgemeinerung von Initiativen wie „Schule mit Zukunft Leipzig-Ost“ in Paunsdorf oder das Projekt „Erfolgreicher Abschluss in Hauptschulklassen“ in der 20. Oberschule.
- Weiterer Ausbau der Ganztagsangebote auch Hausaufgabenunterstützung könnte einGBA vorallem in 5. und 6. Klassen der Oberschulen sein
- Bildungs- und Teilhabepaket Zu wenig Eltern wissen und nutzen, diese finanziellen Mittel zur Nachhilfe des Kindes bzw. Jugendlichen.
Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?
Der Begriff „voranschreiten“ ist leider übertrieben. Man darf integrative und inklusive Beschulung nicht verwechseln. Integrative Beschulung ist an allen Schulen möglich. Inklusive Beschulung sind mir nur 2 Projekte bekannt. Zunächst: Inklusion ist keine Pflicht sondern ein Recht und es hängt von den Eltern ab, ob sie es wünschen. Die Kurt-Masur-Schule unterrichtet einen Jungen inklusiv (Nachdem das Evangelische Schulzentrum nach der 1.Klasse eine Weiterbeschulung ablehnte.) und das Projekt Linne-Schule /68. Schule und GB-Schule Delitzscher Str. (Projekt ERINA) endete nach der 7. Klasse. Es ist nach wie vor eine inklusive Zusammenarbeit zwischen Linne-Schule und GB-Schule Delitzscher Str.. Unserer Meinung nach sollten an allen Grundschulen schrittweise auch Förderschullehrer/innen unterrichten. Zunächst sollte damit verhindert werden, dass zu viele Grundschulkinder wegen mangelnder Förderung in eine Förderschule für Lernbehinderung kommen. Es könnte auch an Grundschulen Schleifenklassen geben ähnlich wie LRS-Klassen. Auch Dyskalkulie sollte dort ein Förderschwerpunkt sein. Übrigens zeigt sich hier, dass das LaSuB mehr Schulpsychologen braucht. Es ist zu überlegen, ob das LaSuB oder die Stadt Leipzig (allerdings gefördert durch den Freistaat) einen Schulpsychologischen Dienst aufbaut mit je einem Schulpsychologen pro Stadtteil. Das muss das Ziel sein. Folgende bisherigen Schritte sind in Leipzig gut – der barrierefreie Ausbau in allen Schularten (wird leider kaum genutzt) – die Bereitstellung von Schul- und Integrationsbegleitern.
Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?
Ganztagsangebote (GBA) werden genutzt. Hier liegt für das Angebot die Verantwortung bei den Schulen. Der Schulelternrat und auch der Schülerrat sollten mit Ideen und Initiativen unterstützen. Im Bereich Sport klappt es sehr gut. In den anderen Bereichen gibt es durchaus Reserven. Die GBA werden übrigens nicht von der Stadt sondern vom Freistaat gefördert. Das Problem liegt in der Höhe der Finanzen. Die Gesamtsumme wurde nicht wesentlich erhöht, obwohl mehr Schulen und mehr Schüler/innen dazugekommen sind. Auch das wäre eine Forderung für den Landtagswahlkampf.