Der Schulversuch ERINA: Die Auswertungen sind da, für Lehrer und Eltern

ERINA startete zum Schuljahr 2012/13 und hat das Ziel, die gemeinsame Unterrichtung von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf zu testen und weiterzuentwickeln.

Dafür wurde Leipzig zu einer der vier Modellregionen erwählt. In der 68. Oberschule wird der Weg zur inklusiven Beschulung erprobt. Dazu wurde die Schule räumlich ausgestattet.

Der Versuch wurde durch die Uni-Leipzig beobachtet und evaluiert. Konkret wurden dabei weiterdifferenzierte Angebote erprobt und entwickelt.

Unter weiterdifferenziertem Unterricht wird verstanden, dass Schüler mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und Lernen an den Oberschulen unterrichtet werden können, jedoch nach individuell gestalteten Lehrplänen.

Im Schulversuch erfolgreich erprobte Maßnahmen werden in die künftige Arbeit der Schulen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention einfließen. Für Lehrer stehen dafür Planungsbeispiele für die Unterrichtsgestaltung sowie ein Leitfaden „Binnendifferenzierung und weiterdifferenzierter Unterricht“ unter www.schule.sachsen.de/lpdb zur Verfügung.

Wer die beiden Broschüren nicht sofort lesen kann, dem hat der Stadtelternrat eine gekürzte Fassung der Broschüren zusammengestellt.

Als Empfehlungen für Lehrer zur inklusiven Schulentwicklung werden benannt:

  • tragfähige Konzepte einer inklusiv arbeitenden Oberschule mit Ganztagsbetreuung weiterentwickeln. Die gewonnenen und bewährten Organisations-Modelle der ERINA-Oberschulen sollten dazu in Handreichungen auch für andere Schulen zugänglich gemacht werden.
  • die Inklusion muss sich zum Thema der gesamten Schule entwickeln. Dies könnte zum Beispiel eine kleine Steuergruppe leisten aber auch Fachkonferenzen und Jahrgangsteams, die eine inklusive Unterrichtsentwicklung für die gesamte Schule aufgreifen.
  • die Entwicklung einer innerschulischen Feedbackkultur können dazu beitragen, mehr Lehrkräfte in die Entwicklungsprozesse einzubinden. Dafür müssen Ressourcen für Hospitationen und anschließende Reflexionen zur Verfügung stehen.
  • landesweites Professionalisierungskonzept wird erforderlich, in welchem nicht nur die Ziele und Inhalte der Professionalisierung der Akteursgruppen zu beschreiben, sondern auch Fachkräfte zu gewinnen und als externe Begleiter zu qualifizieren sind.
  • Innerhalb der Fortbildungsangebote ist darauf zu achten, dass neben fachlichen, auch kognitive, affektive und behaviorale Komponenten der Einstellung zur Inklusion in der Lehrerweiterbildung berücksichtigt werden.
  • Es scheint hilfreich zu sein, auch die zugrundeliegende Idee von Inklusion, das dahinterstehende Menschenbild sowie Aspekte der Leistungsorientierung im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zu thematisieren.
  • Den Lehrkräften die Möglichkeit zu geben, positive inklusive Erfahrungen in Best-Practice-Kontexten zu ermöglichen, bspw. in Form von Hospitationen in Integrationsklassen oder inklusiv arbeitenden Schulen im eigenen sowie in anderen Bundesländern.

ZUr Beratung und Beteiligung der Eltern wird ausgeführt:

Die inklusive Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf wurde vor allem auf die umfassende und kontinuierliche Informations- und Aufklärungsarbeit der Schulversuchsschulen (auch in der Vorbereitungsphase der inklusiven Beschulung) zurückgeführt

Bereits vor Beginn der Schulanmeldungen sollten die Eltern die Möglichkeit, sich detailliert über den Schulversuch ERINA und die inklusive Beschulung informiert werden.

Mittels der Präsentation der Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung konnte Transparenz in der schulischen Inklusion hergestellt werden. Eltern konnten auf diese Weise von Anfang an am Inklusionsprozess ihrer Kinder partizipieren und intervenieren.

Zu diesem Zweck könnten Elternstammtische – initiiert werden, in deren Rahmen spezifische Fragen erörtert werden und Eltern sich austauschen können. Die Rückmeldungen der Schulversuchsschulen belegen, dass eine hohe elterliche Zufriedenheit in Bezug auf die schulische Inklusion ihrer Kinder erzeugt werden konnte. So waren Eltern inklusiv beschulter Kinder im Wesentlichen mit der Arbeit der Schulen zufrieden und wünschten eine Fortsetzung der Integration an der Regelschule.

Es wurde deutlich, dass sich Eltern und schulische Einrichtungen teilweise mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen begegneten, weshalb ein kontinuierlicher Austausch – auch im Sinne der Konfliktprävention – unerlässlich für den Erfolg der inklusiven Beschulung ist.

Zusammenfassend wurden folgende Maßnahmen ergriffen, um die Zusammenarbeit mit den Eltern zu stärken:

  • regelmäßige Elterngespräche bezüglich Lern- und Leistungsentwicklung, Sozialverhalten und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler
  • themenbezogene Elterninformationsabende
  • Elternstammtische für Eltern inklusiv beschulter Schüler und Elternberatungen
  • individuelle Begleitung von Eltern im Auswahlprozess der weiterführenden Schule (z. B. durch den Besuch von möglichen Lernorten)
  • mindestens halbjährliche Auswertung der Arbeit an Förderplänen und gemeinsame Festlegung des weiteren Vorgehens
  • intensive Kommunikation zwischen Lehrkräften und Eltern hinsichtlich der Unterrichtsabläufe, Lern- und Leistungsentwicklung, Sozialverhalten, Persönlichkeitsentwicklung und Wochenplanung der Schüler (z. B. über Wochenorganisationspläne, Elternmitteilungshefte, Mail-Info-Verteiler)
  • Austausch über Möglichkeiten und Grenzen der Mitbestimmung von Eltern
  • langfristige Einbeziehung und Beratung der Eltern von Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zum Übergang in die berufliche Bildung
  • regelmäßige Information von Elterngremien (z. B. Elternrat)

Quellen:

Titel: Der Schulversuch ERINA Teil 2
Organisation: Staatsministerium für Kultus
Beschreibung:
Erprobung von Ansätzen zur inklusiven Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischen Förderbedar…

https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/29581

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Titel: Der Schulversuch ERINA Teil 1
Organisation: Staatsministerium für Kultus
Beschreibung:
Erprobung von Ansätzen zur inklusiven Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedar…

https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/29599

 

 

Beitrag von Petra Elias