Stellungnahme des SER Leipzig zu Bundeswehrwerbung an Schulen
Die Bundeswehr ist eine Armee, die fest in der freiheitlich demokratischen Grundordnung verankert ist und entsprechend demokratischer/parlamentarischer Kontrolle unterliegt. Dies ist ein gravierender Unterschied zu Armeen in weniger demokratisch geprägten Ländern.
Die Aussetzung der Wehrpflicht hat zur Folge, dass kein Schüler sich mehr in einem Verweigerungsverfahren dafür rechtfertigen muss, warum er nicht zur Bundeswehr gehen will.
Der Schüler hat die freie Wahl und „spart“ Lebenszeit.
Dies ist ein großer Zuwachs an Freiheit und Selbstbestimmung für die betroffenen Schüler.
Gleichzeitig hat die Umstellung zur Berufsarmee zur Folge, dass die Bundeswehr aktiv und intelligent um neue Rekruten werben muss.
Grundsätzlich sind also Anwerbungskampagnen der Bundeswehr vollkommen legitim und auch notwendig, wenn der Aufbau einer Berufsarmee erfolgreich sein soll.
Die Alternative wäre die aus Sicht der Schüler sicher weniger angenehme Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Problematisch sind aus Sicht von Elternvertretern in diesem Zusammenhang Werbekampagnen, die mit idealisierten, unrealistischen Klischees vom Abenteuerspielplatz oder der „gut bezahlten Lehrstelle/Studienplatz“ Bundeswehr junge Menschen ansprechen. Der Kampfeinsatz mit seinem hohen Risiko für Schäden an Leib und Seele sollte realistisch dargestellt werden.
Dies gilt vor allem für die Oberschulen, wo vor allem Minderjährige angesprochen werden.
Werbekampagnen der Bundeswehr an Schulen müssen mit dem SMK und SBA abgestimmt und auch kontrolliert werden.
Gerade im Osten Deutschlands sind für viele Eltern, die noch die erpresserischen Anwerbungsversuche der NVA zur drei jährigen Dienstverpflichtung im Ohr haben, verstärkte Werbungsversuche der Bundeswehr sicher ein spezielles Problem.
Bisher sind verstärkte Anwerbungsversuch der Bundeswehr an Schulen in Leipzig noch kein großes Thema gewesen, allerdings kann sich das noch entwickeln.
Gregor Gebauer
Elternratsvorsitzender Brockhaus Gymnasium
AK Leiter Gymnasien im SER