Kreiselternrat Landkreis Leipzig: Stellungsnahme zum Bildungsticket

Quelle: Kreiselternrat Stellungsnahme Bildungsticket Landkreis Leipzig

Vorsitzende: Yvonne König

E-Mail: info@kreiselternrat-landkreis.de

Telefon: 0172 7747056

Der Kreiselternrat des Landkreis Leipzig steht dem Azubiticket sowie dem Schülerfreizeitticket kritisch gegenüber. Beide Tickets sind für Schüler und Auszubildende in ganz Sachsen ungenügend. Werden doch viele Bereiche gerade im ländlichen Raum nicht oder nur unzureichend abgedeckt.

Das Bildungsticket wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Es war ein Versprechen für eine kostengünstige Beförderung im kompletten ÖPNV Netz in ganz Sachsen. Hier ist neben der verbundübergreifenden Beförderung auch ein günstiger Preis von Bedeutung.

Sachsens Schüler und Auszubildende, ganz besonders in den ländlichen Regionen, brauchen

das Bildungsticket. Schüler und Auszubildende sind auf die öffentliche Beförderung angewiesen. Der ÖPNV wird in den ländlichen Regionen zum überwiegenden Teil durch Schüler/Auszubildende genutzt.

Wir wollen diese Regionen stärken, die Schüler bei der Suche und natürlich auch in

der Ausbildung unterstützen.

Viele Auszubildende pendeln zwischen Berufsschule, Arbeitgeber und Wohnort. Oftmals liegen Arbeitgeber und Berufsschule in entgegengesetzte Richtungen und sind über mehrere Verbundgrenzen zu erreichen. Selbst wenn eine der beiden Stellen (Berufsschule/Arbeitgeber) am Wohnort liegen, spricht die Tatsache, dass das Azubiticket nur im Abonnement erhältlich ist, dagegen. Berufsschule findet entweder im Block oder an einzelnen Wochentagen statt. Hier müsste gegebenenfalls auch für Monate, in welchen das Ticket nicht benötigt wird, ein Ticket bezahlt werden. Alternativ bleibt wieder nur der Griff zum teuren Ticket.

Zukünftige Auszubildende und deren Eltern überlegen vor Ausbildungsbeginn verschiedene Aspekte. Natürlich sollten hier an erster Stelle die Interessen und Neigungen der zukünftigen Auszubildenden stehen. Zu den Überlegungen gehören jedoch auch Gedanken wie: Ist der zukünftige Ausbildungsbetrieb und/ oder die Berufsschule mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen? Was kostet das Azubiticket? Kann ich oder meine Familie das leisten? Oder suche ich mir dann doch einen anderen Ausbildungsberuf, der nur ungenügend meinen Interessen entspricht, aber näher an meinem Wohnort ist?

Chancengleichheit für alle, egal ob in Stadt oder Land, finanziell schwach oder stark.

Berufsorientierung fängt schon in der Schule an. Die Suche nach Praktikumsplätzen ist eingeschränkt durch fehlende Beförderungsmöglichkeiten oder fehlende finanzielle Mittel der Eltern.

Es werden Chancen verbaut. Weil eben nicht alle Eltern die Möglichkeit haben, das Kind zum Wunschpraktikum zu fahren. Mit dem Schülerfreizeitticket werden die Probleme hier ebenfalls nicht erfasst. Es kann für Fahrten zum Praktikum nicht genutzt werden, da diese in der Regel bereits morgens beginnen. Hier könnte ggfs. das bereits vorhandene Schülerticket helfen, jedoch auch nur für Schüler, welche ein solches schon besitzen. Auch hier ist der Besitz des Tickets nur ungenügend.

Im Moment gilt das erworbene Schülerticket nur bis zur Kreisgrenze, manche

Praktikumsbetriebe befinden sich aber einige Kilometer dahinter, im Nachbarkreis oder auch in Leipzig.

Es ist unerheblich ob mit oder ohne Schülerticket. Fahrkosten zum Praktikum sind nicht oder nur ungenügend abgedeckt und vor allem für finanzschwache Elternhäuser kaum umsetzbar.

Die Begrenzung des Schülerfreizeittickets auf die Verbundgrenze ist ein weiteres Manko, welches gerade im ländlichen Raum zum Tragen kommt. So können soziale Kontakte jenseits der Kreisgrenze, wie Freunde treffen, Mitgliedschaft in Vereinen etc. mit diesem Ticket nicht genutzt werden. Hier ist man wieder auf ein „normales“ Ticket oder den Fahrdienst von Eltern oder Großeltern angewiesen. Gerade im Hinblick auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, hier sei auch auf das Projekt „Prävention im Team“ verwiesen, ist dies ein weiteres Pro für das Bildungsticket.

Der Kreiselternrat des Landkreises Leipzig appelliert an alle Beteiligten, das Bildungsticket auf den Weg zu bringen. Für eine Beförderung von Schülern und Auszubildenden, Studenten und Kindern über die Kreisgrenzen hinaus zu einem bezahlbaren Preis, auch für finanzschwache Familien.

Für die Chancengleichheit unserer Schüler und Auszubildenden, für die Stärkung der ländlichen Regionen, für ein familienfreundliches Sachsen!