Das gemeinsame Ziel der Jugendberufsagenturen Sachsen kurz JuBaS, ist die Unterstützung von Jugendlichen bei der Berufswahl. Das Hauptziel dabei ist die Sicherung eines erfolgreichen Schulabschlusses und eine gute Vorbereitung auf den Übergang in den ersten Ausbildungsmarkt. Untersetzt werden die Ziele damit, dass Schüler die Berufswahl und Ausbildungsreife erreichen, auf dass sie Unterstützung finden, bei Leistungdefiziten und die Förderung ihrer Stärken stattfindet. Vor allem Schulabbrüche sollen vermieden werden.
Die Referenten
Als Referenten sind Dr. Julia Dietrich aus Jena geladen, die den Einfluss der Eltern auf die Berufswahl der Kinder erforscht hat. Das Team um Britta Maskow stellt ihr Forschungsprojekt zum Thema „Eltern und die Berufsorientierung ihrer Kinder“ vor. Frau Hirschberg, Teamleiter der AA Chemnitz, stellt handlungsorientierte Beratungsangebote der Elternarbeit ihres Hauses vor. Der Landeselternrat ist mit Ines Weber vertreten. Sie führt mit Petra Elias vom Stadtelternrat Leipzig einen Workshop durch, aus der Perspektive der Elternvertretern.
Die Teilnehmer
Als Teilnehmer sind Jugenderufsberater und Praxisberater ganz Sachsen dabei. Vom Referat für Beschäftigungspolitik Leipzig ist Frau Jakob zugegen und das Landesamt für Schule und BildungSto L wird durch Frau Willhöft vertreten.
1. Das Haus der Jugend in Leipzig stellt sich vor
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Das Haus der Jugend mit der Jugendberufsagentur in Leipzig wird durch Dorit Sebo und Maria Völker, AJuFaBi vorgestellt. In diesem Haus sind die Projekte und Programme Ü25, LBB, IBAS, IQ Netzwerk und der Verein JukoN untergebracht. Letzterer ist für den Bereich Präventionsarbeit Schule und Elternhaus für Leipzig ein exzellenter Ansprechpartner.
Das JuBa stellt sich folgende Fragen:
- Doch wie kann man den Erfolg der Jugendberufsagenturen messen?
- Wie bindet man den Datenschutz ein?
- Wie erhöht man den Bekanntheitsgrad des JuBa?
- Inwiefern können Fallkonferenzen mit oder ohne Schüler stattfinden?
- Wie können Eltern besser in die Büroarbeit eingebunden werden?
- Wo sind Barrieren und Grenzen der Elternarbeit?
Die Partner der Jugendlichen im Übergang von Schule in Beruf sind so zahlreich, wie vielfältig. So werden neben den Eltern, Familie und Freunden, auch die Jugendhilfe, die Schule, die Jugendzentrum, der Berufsberater, die Jobagentur, der Praxisberater, die Medien, die Lehrer, die Arbeitsagentur und der Arbeitskreis SchuleWirtschaft als Unterstützer zugeordnet. Sie alle haben das Ziel, den Jugendlichen optimal auf die Berufswahl zu vorzubereiten und den Übergang in die Ausbildung und ins Studium zu gestalten.
Eltern sind aufgrund ihres Vertrauensverhältnis nachweislich die wichtigsten Ansprechpartner bei der Berufswahl ihrer Kinder.
In Umfragen und Studien wurde in den Jugendberufsagenturen in Sachsen festgestellt:
- Eltern sind zum Teil mit der Berufs und Studienwahl Prozess ihrer Kinder überfordert
- Eltern liegen oft die Erfahrung der selbst erlebten Berufswahl zu Grunde
- Eltern kennen auf nicht die neuen Chancen in der sich ändernden Arbeitswelt
- Eltern, die sich im Bildungs und Ausbildungssystem Deutschland wenig auskennen und die selbst einen geringen Bildungs und Ausbildungsstand haben, geben ihren Kinder keine ausreichende Unterstützung
- Eltern haben zum Teil Sprachbarrieren, ihre Kinder nicht
- Die eigene berufliche Einbindung hindert Eltern, unsere Angebote der beruflichen Orientierung anzunehmen und zu besuchen
2. Forschungsprojekt Elternarbeit beim Übergang Schule Beruf
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In Chemnitz stellt sich jetzt ein Team der TU Chemnitz mit dem Institut für Soziologie die Frage, was brauchen Eltern, um in dieser Übergangsphase ihre Kinder optimal zu unterstützen. In der Professur geht es um die „Soziologie mit dem Schwerpunkt Empirische Sozialforschung Projekt Elternarbeit beim Übergang Schule Beruf“.
Frau Britta Maskow ist der Projektleiter. Ihr Fragebogen wird an ca. 3.000 Chemnitzer Eltern versendet werden. Die Ergebnisse sollen empirisch zeigen, wie wichtig Eltern die Berufsorientierung ihrer Kinder ist. Und wie die Teilnahme von Eltern in der Berufsorientierung besser begleitet werden kann. Die obengenannten Hindernisgründe werden untersucht. Auch was die Eltern davon abhält, sich aktiv in der Berufs- und Studienorientierung ihrer Kinder einzubringen.
Die Studie untersucht also verschiedene Aspekte. Unter anderem auch die subjektive Einschätzung der Eltern über ihr Kind. Als Kausalmodell wird das von Ajzen & Fischbein 1980, 210 „Theory of Planned Behavior“ genommen.
Die ersten Ergebnisse wird es im April 2020 geben. Der Abschluss der Studie ist für 2021 geplant.
3. Berufsorientierung gemeinsam mit Eltern gestalten: Aus Sicht von Jugendlichen, Eltern und pädagogischen Fachkräften
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Dr. Julia Dietrich aus Jena, die über den Einfluss von Eltern auf die Berufswahl geforscht hat, stellt drei Perspektiven vor.
Die Perspektive der Jugend
Die Mehrzahl der Jugendlichen wissen nicht, wohin es nach der Schule geht. Das ist normal. Von ihnen wird von den Eltern vor allem emotionale Unterstützung gewünscht. Sie wünschen sich Eltern als Partner für gemeinsame Rezeption. Ungünstig wird Elternverhalten wahrgenommen, die sich steuernd verhalten. Sie vermitteln ihre Vorstellung der Berufswahl an ihre Kinder. Dies führt doch dazu, dass der Jugendliche eher ins Grübeln, aber nicht ins Handeln kommen.
Kinder brauchen eine informative Autonomität. Wenn Kinder nicht handeln, ist dies kein Desinteresse. Das Desinteresse ist jedoch extrem selten. Meist ist es ein Zeichen von Überforderung. Das gilt auch für Eltern. Auch sie sind eher überfordert, als dass sie kein Interesse habe daran haben, ihre Kinder bei der Berufswahl zu unterstützen.
Perspektive der Eltern
In dem Bereich ging Frau Dr. Dietrich der Frage nach, wovon das Verhalten der Eltern in der Berufswahl abhängt. In der Regel ist ein höheres Engagement in der Übergangsphase zu erkennen. Eltern fällt es schwer, den richtigen Beitrag für ihre Beteiligung zu finden. Die Selbswirksamkeiterwartung wird eher als gering eingeschätzt.
Jedoch ist auch die Annahme falsch, dass Eltern mit hohem soziokulturellem Status sich mehr beteiligen. Hier wird beobachtet, das sie mehr steuern als unterstützen. Eltern mit eher geringem soziokulturellen Status Schrecken vor institutionellen Kontakten zurück. Eigene Schulerfahrungen schwingen mit. Weitere Hindernisgründe sind eine schwierige Familiensituation. Dies kann geprägt sein, durch den Status Alleinerziehend, Arbeitslosigkeit oder Armut. Dieser Personenkreis möchte unterstützen, weiß aber oft nicht wie.
Perspektive Fachkräfte und Schule
Elternarbeit wird von Lehrern und Eltern oft als unbefriedigend erlebt. Sie ist punktuell und auf ein aktuelles Problem orientiert. Lehrer und Eltern treffen sich, wenn es Schwierigkeiten mit dem Kind gibt. Eine Ansprache zwischen beiden erfolgt in der Regel, wenn etwas nicht gut läuft. Ein Austausch zu Dingen, die mit Erfolg laufen, ist selten. Eltern fühlen sich auch oft nicht ernst genommen. Elternansprache sollte jedoch gleichberechtigt und eine kooperative Erziehungspartnerschaft sein.
An der Stelle empfiehlt Sie die vier Qualitätsmerkmale schulischer Elternarbeit. Dazu gehört unter anderem, jeder sollte sich wertgeschätzt fühlen.
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Elternarbeit im Projekt Praxisberater an Schulen
4. Thementisch: Landeselternrat Sachsen und Stadtelternrat Leipzig
Im Workshop zur Elternvertreterarbeit von Ines Weber und Petra Elias führen beide aus, dass das vielfältige Angebot zur Berufsorientierung an Messen, Veranstaltungen, Foren, Beratern und Elternabenden kaum zu überblicken ist. Allein an Schule gibt es den Berufsorientierungslehrer, den Praxisberater, den Berufsberater der AA und den Berufseinstiegsbegleiter zu diesem Thema. Für Eltern ist es schwer, die Kompetenzen, den Arbeitsschwerpunkt und die Befugnisse der einzelnen Akteure zu erfassen. Ihnen ist oft nicht klar, an wen sie sich, mit welchem Thema genau wenden können.
Beide stimmen überein, dass Eltern sich durch dieses Angebot überfordert fühlen. Sie können nur schwer den Nutzen einer Veranstaltung für ihr Kind oder für sich selbst einordnen, es sei denn, sie haben diese besucht. Sie wünschen sich, dass die Jugendberufsberater die Eltern mit in den Beratungsprozess einbeziehen. Sie wünschen sich, dass der Jugenberufsberater die Eltern fragt, welche Unterstützung Eltern brauchen, um den Berufswunsch des Kindes zu realisieren.
Es gibt in Sachsen mittlerweile vielfältige Fördermöglichkeiten. So z.B. auch Unterstützung, wenn das Kind für die Berufsausbildung außerhäusig untergebracht werden muss. Beide Elternverteter befürworten zeitige Informationen an Eltern, wie durchlässig unser Bildungssystem mittlerweile aufgebaut ist. Viel zu wenige Eltern wissen, dass ein Kind trotz Schulabbruch trotzdem noch eine Berufsausbildung beginnen kann. Schließt der Jugendliche diese Ausbildung mit der Note drei und besser ab, hat er den Realschulabschluss erworben. Damit stehen dem Jugendlichen weitere Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten offen. Beziehungsweise er kann mit einem zweijährigem Fachabitur Zugang zum Studium erwerben.
Bericht zum 13.11.2019 von Petra Elias