Piwarz: „Maskenpflicht für Grundschüler wäre simpler Aktionismus“

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (45, CDU) im LVZ-Interview zur Forderung der Bundesbildungsministerin.

„Maskenpflicht für Grundschüler wäre simpler Aktionismus“

Dresden. Bislang muss in Sachsen nur an Berufsschulen und in der Gymnasium-Oberstufe eine Maske auch während des Unterrichts aufgesetzt werden. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) fordert, dass alle Jahrgänge – und auch Grundschüler – zum Maskentragen verpflichtet werden sollen. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (45, CDU) sagt im LVZ-Interview, weshalb er dagegen ist.

Herr Piwarz, die Bundesbildungsministerin tritt für eine Maskenpflicht auch an Grundschulen ein – wird Sachsen mitziehen?

Eine Maskenpflicht für Grundschüler wäre simpler Aktionismus und pädagogisch schädlich. Gerade jüngere Schüler sind nicht Treiber der Pandemie. Die Erfahrung aus über zwei Monaten Regelbetrieb zeigen, dass die Infektionen fast immer von außen in die Schulen hineingetragen werden und kaum innerhalb von Schulen stattfinden. Schulen sind keine Hotspots. Das belegen auch die sächsischen Schulstudien der Universitätskliniken.

In Niedersachsen sind schon mehr als hundert Schulen im Wechselbetrieb, der Deutsche Lehrerverband fordert bundesweit mindestens halbierte Klassen. Worauf müssen sich Eltern und Schüler in Sachsen einstellen?

Schulen im Wechselbetrieb bedeutet immer auch deutlich weniger Lernstoff und damit weniger Bildung für Kinder und Jugendliche. Wer Wechsel- oder Schichtbetrieb fordert, muss ehrlicherweise auch sagen, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Keine Frage, wir müssen einen klaren Blick auf das Infektionsgeschehen an Schulen richten. Aber wir müssen auch ebenso klar die Folgen von Beschränkungen im Schulbetrieb benennen.

Welche Auswirkungen sehen Sie?

Wir drohen eine verlorene Corona-Schülergeneration zu bekommen, wenn wir leichtfertig das Recht der Kinder auf Bildung wieder beschneiden. Die Wissens- und Kompetenzdefizite ließen sich kaum aufholen, auch nicht durch noch so viel digitale Angebote. Dem Virus wurde schon viel geopfert, nicht auch noch die Bildung unserer Kinder.

Was antworten Sie Lehrern und Erziehern – schließlich würde ihnen erst ein Impfstoff mehr Sicherheit geben?

Lehrer und Erzieher gehören zu den systemrelevanten Berufsgruppen, die neben den Gesundheits- und Pflegeberufen als erste eine Impfung angeboten bekommen sollten. Schulen und Kitas müssen weiter offen bleiben. Dafür brauchen wir gesunde Lehrer und Erzieher.