Stellungnahme des KER Leipzig zum Diskurs zur Teilnahme an der Fridays-for-Future Demonstration von Schülern der zehnten Klassenstufe des Gerda-Taro Gymnasiums

Demokratie kann nur funktionieren, wenn sie erlernt, ausprobiert, gelebt und immer wieder neu erfunden wird. Gemeinsam zu diskutieren, zu beraten und gute Lösungen zu erarbeiten, ist ein Handwerk, welches wir unseren Kindern auch in Schule beibringen müssen, damit unsere Kinder selbstbewusste Persönlichkeiten, mündige Bürger und Unterstützer unserer demokratischen Grundordnung werden.

Umso befremdlicher finden wir als KER Leipzig die unsägliche Diskussion, welche medial getrieben und politisch leider auch noch angefeuert wird, über die Situation der Exkursion in der 10ten Klassenstufe der Gerda-Taro Schule. In den zum großen Teil verkürzten und mit falschen Aussagen versehenen Berichten werden Behauptungen aufgestellt und Urteile gefällt. Das alles ohne mit den Beteiligten vorweg gesprochen, also sauber recherchiert zu haben. Dies ist ein Musterbeispiel dafür, wie demokratischer Diskurs eben nicht funktioniert.

Zunächst zu den Fakten: In den 10ten Klassen des Gerda-Taro Gymnasiums in Leipzig wurde zum Beginn des Schuljahres transparent und offen darüber diskutiert, welche Exkursion am 15.09. jede Klasse machen möchte. Die Schülerinnen und Schüler konnten frei und demokratisch abstimmen und Teile der Schülerinnen und Schüler haben sich mehrheitlich für einen Besuch der Fridays-for-Future Demonstration entschieden. Die Schülerinnen und Schüler sollten die Demonstration kritisch begleiten und wollten anschließend auch kritisch über ihr Erleben und die gehörten Argumente sprechen. Es wurde zu keiner Zeit verlangt, dass jemand aktiv mit irgendeiner Meinung teilnehmen muss. Insofern ist der Vorwurf der Überwältigung nach dem Beutelsbacher Konsens aus unserer Sicht völlig fehl am Platz. Hinzu kommt, dass alle Schülerinnen und Schüler ein klares Angebot hatten, eine alternative Veranstaltung zu besuchen. Um es nochmals deutlich zu unterstreichen: Es wurde zu keiner Zeit irgendjemand zu einer bestimmten Meinung/Überzeugung oder Handlung gezwungen oder überwältigt. Wir unterstützen es ausdrücklich, wenn an Schule die Kompetenz des sich mündig und fundiert eine eigene Meinung bilden, gefördert und weiterentwickelt wird.

Im § 1 Abs. 5 des Sächsischen Schulgesetzes heißt es u.a. „…Die Schüler sollen insbesondere lernen, … selbstständig, eigenverantwortlich und in sozialer Gemeinschaft zu handeln, …eigene Meinungen zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen, diese zu vertreten und den Meinungen und Entscheidungen anderer Verständnis und Achtung entgegenzubringen, …angemessen, selbstbestimmt, kompetent und sozial verantwortlich in einer durch Medien geprägten Welt zu handeln sowie Medien entsprechend für Kommunikation und Information einzusetzen, zu gestalten, für das kreative Lösen von Problemen und das selbstbestimmte Lernen zu nutzen sowie sich mit Medien kritisch auseinander zu setzen….“

An der Gerda Taro Schule haben die verantwortlichen Lehrkräfte nicht nur nichts falsch gemacht, sie haben ihren Lehrauftrag erfüllt. So wie man es von Ihnen erwarten darf und muss!

Wir als KER sind von der Heftigkeit der Reaktion überrascht. Wir kritisieren, dass es keine hinreichende Einbeziehung der demokratisch gewählten Interessenvertreter von Schülern und Eltern der Schule gab. Das Aufgreifen unsachlicher Argumente und Narrative durch Medien und schließlich die angedeutete Androhung von Konsequenzen für Lehrerinnen und Lehrer und ebenso für die Schulleitung wirken befremdlich und erwecken den Eindruck, dass eher politische Hintergründe und nicht die sachliche Auseinandersetzung mit der eigentlichen Situation im Vordergrund stehen.

Wir fordern eine nüchterne und sachliche Bewertung der Situation und das mit den Beteiligten und nicht über die Beteiligten gesprochen wird und dass man sich bei den Betroffenen für die Art und Weise des Umgangs entschuldigt.

Der Vorstand des KreisElternRates Leipzig
stellvertretend auch im Namen des erweiterten Vorstandes des KER Leipzig