Nach dem Scheitern der Bundesregierung stehen wir in Deutschland vor einem kurzen und knackigen Wahlkampf. In Sachsen laufen die Koalitionsverhandlungen auf Hochtouren. Das Thema Bildung ist leider bislang kaum ein Thema in der Diskussion. Der LandesElternRat Sachsen fordert daher in seiner aktuellen Pressemitteilung vom 29.11.2024:
„JETZT eine Kraftanstrengung für gute und chancengerechte Bildung“.
Von allem zu wenig, lautet die Diagnose beim Blick auf Personalmangel in Oberschulen, fehlender Hort- und Ferienbetreuung in Förderschulen, mangelhaften Unterstützungsystemen in Grundschulen oder fehlender Medienkompetenz.
„Es ist für ein derart reiches Land wie unseres schlicht unwürdig, wie wir mit den Kindern und Jugendlichen und den engagierten Lehrerinnen und Lehrern in Schule umgehen. Marode Gebäude, Toiletten, die zum Himmel stinken, fehlendes Personal und ausbleibende Unterstützung überall. Wertschätzung sieht anders aus!“
Die Folgerung ist deshalb eindeutig sowohl im Bund- als auch im Land Sachsen:
„Bildung muss Chef- oder Chefinnensache werden! Wir brauchen JETZT eine Kraftanstrengung mit allen Ressourcen, die es benötigt.“
Wir als KreisElternRat Leipzig unterstützen dieses Anliegen, welches wir in ähnlicher Form mit unserer Pressemitteilung vom 23.09.2024 „Forderung an neuen Stadtrat – Bildung muss oberste Priorität in Leipzig haben!“ auch für die Stadt Leipzig formuliert haben. Wir können uns dem Anliegen nur anschließen:
„Es wird Zeit [ ] den Hebel umzulegen und im gemeinsamen Dialog mit Schülerinnen und Schülern Maßnahmen entschlossen anzugehen für ein chancengerechtes Bildungssystem.“
Die Pressemitteilung des LandesElternRat Sachsen:
Link: https://ler-sachsen.de/aktuelles/von-allem-zu-wenig/
Als Dokument: PM_LER_Von Allem zu wenig
PM des LER im Wortlaut:
– Von Allem zu wenig! –
Studien belegen den Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem – Handlungswille in der Politik jedoch Fehlanzeige!
Nahezu jede Studie der vergangenen Jahre, die sich mit dem deutschen Schul- und Bildungssystem auseinandersetzt, kommt zu dem Ergebnis, dass wir in Deutschland unsere Hausaufgaben in der Bildungspolitik der letzten mindestens 15 Jahre einfach nicht gemacht haben. 6! Setzen, könnte man sagen. Die bittere Realität ist aber, dass an dem politischen Versagen die Zukunft und die Lebenschancen von unseren Kindern hängen.
Wenn wir eine gerechte, zukunftsfähige, lebenswerte, vielfältige, offene und demokratische Gesellschaft wollen, brauchen wir JETZT eine Kraftanstrengung für eine gute und chancengerechte Bildung, in der ALLE Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrem Wohnort oder ihrer Lebenswelt die Möglichkeit haben, Fähigkeiten zu erlernen, um sich eine selbstbestimmte und gute Zukunft aufzubauen.
Wir können uns als Gemeinschaft ein kollektives Versagen einfach nicht leisten. Egal ob PISA-Studie 2023, Bildungsbericht 2024, die aktuelle ICILS-Studie oder die Kindergesundheitsstudie 2024, überall werden die Missstände und Defizite im Bildungssystem benannt. Beispielhaft seien die enormen Herausforderungen an unseren Oberschulen in Sachsen mit teilweise mehr als 40%(!) Ausfallstunden, den sozialen Herausforderungen sowie Inklusion und Integration genannt. Die nicht vorhandene Hort- und Ferienbetreuung in unseren Förderschulen ist massiv ungerecht und stellt Familien vor unüberwindbare Hindernisse bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Fehlende Unterstützungssysteme bereits in unseren Grundschulen verhindern einen guten Start für unsere Kinder in Ihr Schulleben und von einer angemessenen Digital- und Medienkompetenz wollen wir gar nicht erst anfangen … Von allem zu wenig, lautet die Diagnose.
Wir als LandesElternRat Sachsen haben im Jahr 2024 mit unserem Positionspapier und zahlreichen Pressemitteilungen eine Vielzahl an Forderungen und Lösungsvorschläge eingebracht wie z.B.:
- eine Anstrengung zur Reduzierung der Ausfallstunden,
- Schulsozialarbeit an allen Schulen,
- gerechte Bildung und Stärkung der Oberschulen,
- gesundes und soziales Schulessen oder
- eine Stärkung der mentalen Gesundheit
Wenig ist passiert. Das Schuljahr läuft mit den benannten Problemen und mit aktuellen Hiobsbotschaften zu klammen Kassen versucht man uns bereits absehbar auf Sparmaßnahmen und Nichthandeln vorzubereiten. Unsere Kinder jedoch haben nur diese eine Schulzeit, dieses eine Leben, ganz egal, ob gerade dieses Jahr Geld da ist oder nicht. Es ist für ein derart reiches Land wie unseres schlicht unwürdig, wie wir mit den Kindern und Jugendlichen und den engagierten Lehrerinnen und Lehrern in Schule umgehen. Marode Gebäude, Toiletten, die zum Himmel stinken, fehlendes Personal und ausbleibende Unterstützung überall. Wertschätzung sieht anders aus!
Wir als Eltern fragen uns wann die politisch Verantwortlichen endlich die Bildung in unserem Land nicht als x-tes Thema weit hinter Wirtschaft, Migration, Verkehr, Klima und Selbstbeschäftigung mit dem eigene Parteien-Proporz, sondern als das wichtigste innenpolitische Thema in unserem Land ansehen. Bildung muss Chef- oder Chefinnensache werden! Wir brauchen JETZT eine Kraftanstrengung mit allen Ressourcen, die es benötigt.
Bildung ist der Anfang von Allem! und nicht ein Thema unter vielen. Ein ungerechtes, unterfinanziertes und reformunwilliges Bildungssystem ist aber auch der Anfang vom Abstieg dieses Landes. Es wird Zeit nach vielen vertanen Jahren den Hebel umzulegen und im gemeinsamen Dialog mit Schülerinnen und Schülern Maßnahmen entschlossen anzugehen für ein chancengerechtes Bildungssystem.
Pressekontakt für Rückfragen: Jan Zippel (Vorsitzender): jan.zippel@ler-sachsen.de