Pressemeldung des KER und SER Leipzig: Schulsozialarbeit in Leipzig – was ist da los?

Es rumort mal wieder in der Welt der Schulsozialarbeit: Überall werden Stimmen laut, die von radikalen Kürzungen sprechen. Tatsächlich bleibt das Budget aber gleich. Warum also die Aufregung?

Schon an dieser Stelle sollte allen klar sein, dass einfache Antworten falsch sein müssen. Es wird also kompliziert…

Die Frage nach dem Geld:
Schulsozialarbeit in Leipzig wird von Mittel aus Stadt und Land bezahlt. Zwar stellt das Land Sachsen dafür insgesamt gleich viel Geld wie im Vorjahr bereit. Der Verteilungsschlüssel, welcher bestimmt, wie viel Geld die einzelnen Kreise bekommen, wurde jedoch geändert – Leipzig erhält dadurch tatsächlich weniger Mittel vom Land Sachsen. Diesen Verlust gleicht die Stadt Leipzig aus eigenen, ohnehin knappen Mitteln aus, um das Vorjahresniveau zu halten.

Damit steht Leipzig sachsenweit ziemlich allein da, auch wenn Leipzig selbst finanzielle Probleme hat. Zur Erinnerung: Der Leipziger Haushalt ist nur gerade so von der Landesdirektion genehmigt worden und die Stadt ist haarscharf an der Zwangsverwaltung vorbeigeschrammt. Zwangsverwaltung würde im Kontext der Schulsozialarbeit übrigens bedeuten, dass Grundschulen und Gymnasien überhaupt keine Unterstützung mehr erhielten und die zweiten Stellen an allen Schulen wegfallen müssten. Dieses Szenario konnte glücklicherweise vermieden werden.

Begrenzte Ressourcen – wachsender Bedarf:
Nun haben wir also begrenzte Ressourcen für die Schulsozialarbeit und gleichzeitig den Anspruch, möglichst alle Schulen mit Schulsozialarbeit auszustatten. Genau dafür wurde bereits 2017 ein Steuerungskonzept entwickelt. Es legt fest, welche Schulen aufgrund sozialer Herausforderungen vorrangig unterstützt werden.

Im Leipziger Rathaus wird nun eine Neuauflage des Steuerungskonzeptes diskutiert. Das ist auch der Grund, warum das Thema Schulsozialarbeit wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ein neues Steuerungskonzept würde aber nichts an den zur Verfügung stehenden Mittel ändern, welche ja insgesamt gleich bleiben. Es führt lediglich dazu, dass die Schulen etwas anders priorisiert werden und z.B. Schulen im Aufbau besser unterstützt werden. Außerdem verteilt das neue Steuerungskonzept die Schulsozialarbeit insgesamt auf mehr Leipziger Schulen. Dadurch müssen an manchen Schulen Stellen reduziert werden und an ein paar wenigen fällt die Schulsozialarbeit ganz weg. Dafür werden aber bei einigen Schulen endlich Stellen eingerichtet, die diese dringend nötig haben.

Zudem wurde das alte Steuerungskonzept bisher nicht konsequent angewendet. Sodass sogar Schulen mit wenig sozialen Belastungen mit Schulsozialarbeit ausgestattet wurden. Da mittlerweile mehr Schulen einen Bedarf an Schulsozialarbeit haben, aber nicht mehr Geld zur Verfügung steht, ist das in dem Maße nicht mehr möglich.

Schulsozialarbeit ist für die Schulen, die sie haben, ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltags geworden. Es ist also nachvollziehbar, dass Schulen, welche befürchten, diese Schulsozialarbeit nun zu verlieren, alles andere als begeistert sind.

Als StadtSchülerRat und KreisElternRat fordern wir weiterhin Schulsozialarbeit an allen Schulen. Wir stellen uns aber auch der Realität, dass dies aktuell nicht umsetzbar ist. Als Interessensvertretung aller Schüler:innen und deren Eltern in Leipzig ist uns nur allzu bewusst, dass es Schulen gibt, die an privilegierteren Standorten stehen und solche, die weniger günstige Bedingungen haben. Dadurch müssen manche Schulen weniger gravierende Herausforderungen im Schulalltag meistern, während andere vor enormen Schwierigkeiten stehen.

Sicher ist das Steuerungskonzept, auch mit seinen neuen Anpassungen, nicht perfekt. Aber wir halten es unter den gegebenen Umständen für fair, wenn Schulen mit vergleichsweise geringeren Herausforderungen Schulsozialarbeit abgeben oder im Umfang verringern müssen, wenn dafür andere Schulen mit sehr großen Belastungen endlich Schulsozialarbeit erhalten. Auch wenn (oder gerade, weil) diese Schulen in der aktuellen Debatte gerne übersehen werden.

Zum Download: Presseerklärung (pdf)