Sächsische Lehrlinge werden nach der Ausbildung immer öfter übernommen

Neue Studie: Chancen in ländlichen Regionen höher / Gleichzeitig bilden weniger Unternehmen aus

LVZ Leipzig. Gute Aussichten für Lehrlinge in Sachsen. Mit steigendem Fachkräftebedarf wachsen die Übernahme-Chancen nach der Ausbildung. Wie eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergeben hat, wurden von knapp 9300 jungen Menschen, die im Jahr 2015 ihre dreijährige Ausbildung in Sachsen beendet haben, 49 Prozent beim Ausbildungsbetrieb weiterbeschäftigt. Im Jahr 1998 waren das nur 33 Prozent. Damit sind die Übernahmequoten um 16 Prozentpunkte gestiegen. Das ist die erste derartige Studie, die das IAB für ein Bundesland erstellt hat.

Weitere 36,5 Prozent der Lehrlinge haben den Ausbildungsbetrieb gewechselt. Auch das waren mehr als im Vergleichsjahr 1998. Als besonders positiv sieht Studienmitautorin Antje Weyh die Entwicklung bei den Absolventen, die nach der Ausbildung arbeitslos wurden: Im Jahr 2015 lag dieser Anteil bei 14,5 Prozent. 1998 war das noch jeder Dritte (32,8 Prozent).

Auffällig sei, so Weyh, dass in den Regionen, die aufgrund der Alterung der Bevölkerung einen immer größeren Fachkräftebedarf haben, öfter Azubis übernommen werden als beispielsweise in den städtischen Regionen. So liegt die Übernahmequote im Ausbildungsbetrieb im Erzgebirgskreis bei 58,4 Prozent. Weitere 31,6 Prozent wechselten die Firma. Lediglich jeder Zehnte ist leer ausgegangen.

Hingegen wird in den Städten Dresden und Leipzig deutlich weniger übernommen. In Dresden beschäftigten die Firmen im Jahr 2015 nur 40 Prozent ihrer ausgebildeten Nachwuchskräfte weiter, in Leipzig waren es 44,7 Prozent. Dafür ist der Anteil derjenigen, die nach dem Abschluss den Betrieb gewechselt haben, in beiden Städten höher (Dresden: 41,6 Prozent; Leipzig: 38,7 Prozent).

„Die Unternehmen in Dresden und Leipzig profitieren einerseits von der positiven Bevölkerungsentwicklung. Dadurch haben sie im Vergleich zu Unternehmen in ländlichen Regionen mehr Auswahl unter den knappen Bewerbern“, sagt die IAB-Expertin. Andererseits hätten Auszubildende im Anschluss an ihre Lehre in den Ballungszentren einfach mehr Wahlmöglichkeiten aufgrund der höheren Firmendichte.

Im Maschinenbau sind die Übernahmequoten übrigens am höchsten mit 68 Prozent, gefolgt vom Bereich Metallerzeugung (65 Prozent) und der öffentlichen Verwaltung (59 Prozent). Am wenigsten wird in den Bereichen Erziehung und Unterricht (13 Prozent) und im Beherbergungsgewerbe (27 Prozent) übernommen. „Diese geringen Übernahmequoten sind aber teilweise auf die Art der Ausbildung zurückzuführen. Es handelt sich um Branchen, in denen häufiger schulisch oder quasi dual ausgebildet wird“, erklärt Weyh. „Den jungen Menschen fehlt zum Teil schon während der Ausbildung ein fester Betrieb.“

„Die sächsischen Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte“, sagt Klaus-Peter Hansen, Chef der Landesarbeitsagentur Sachsen. „Allein vergangenes Jahr sind uns 117 000 freie Stellen zur Besetzung gemeldet worden – so viele wie nie zuvor.“ Die betriebliche Ausbildung, so Hansen weiter, sei mitentscheidend für die Fachkräftesicherung. Allerdings bildet heute nur noch jeder siebente Betrieb in Sachsen aus (14,1 Prozent). Ende der 1990er-Jahre war es noch jeder fünfte.

 

 

Beitrag von Petra Elias