Bald beginnen wieder die Schulaufnahme-Untersuchung für alle Kinder, die bis zum 30.06. des beginnenden Schuljahres das 6. Lebensjahr vollendet haben.
Was wird untersucht:
- physische Entwicklungsstatus (Sehtest, Hörtest, körperliche Untersuchung)
- für das Erlernen der Kulturtechniken notwendigen Wahrnehmungsleistungen
- Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit
- Fein- und Grobmotorik (malen, Hin- und Herspringen)
- Niveau der Sprachentwicklung (Wörter und Sätze nachsprechen und ergänzen)
- Ernährungszustand (messen/wiegen)
- Haltungs- und Bewegungsapparat
- Hinweise auf psychosoziale Auffälligkeiten und auf ansteckende oder chronische Krankheiten
- Dokumentation des Impf- und Vorsorgestatus
Schulreife: Intellekt und soziale Kompetenz des Kindes
Quelle: 17.01.2018 © seit 01.2008 Andrea Munich
Meist ist bei einer frühen Einschulung die intellektuelle Leistung des Kindes gegeben bzw. man kann dies leicht mit einem Eignungstest prüfen lassen. Viel schwieriger ist, die soziale Kompetenz des Kindes einzuschätzen, d. h. ob es bereits fähig ist …:
… anderen zuzuhören,
… Konflikte verbal zu lösen,
… selbstbewusst aufzutreten etc.,
… um nur einige Beispiele zu nennen. Sie müssen sich als Eltern vor Augen halten, dass es für Ihr Kind nicht einfach werden wird, sich in einer Klasse mit 25 bis 30 Kindern zu behaupten. Hierzu muss schon ein gewisses Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen vorhanden sein.
Unter Pädagogen und Psychologen ist die Ansicht weit verbreitet, dass jüngere Kinder es schwerer haben in der Grundschule mitzukommen als ältere.
Gerade in den frühen Jahren ist das Alter oft ein primäres Kriterium bei der Bildung des Statusgefüges unter Kindern. Auf gut Deutsch: Die älteren Kinder geben den Ton an, d. h. werden leichter die Alpha-Männchen (-Weibchen) als die Kleinen und bestimmen, was Sache ist. Hier kann ein Jahr einen gravierenden Unterschied machen.
Eine Studie der Essener Bildungsforscherin Gabriele Bellenberg hat zudem ergeben, dass vorzeitig eingeschulte Kinder fast doppelt so häufig sitzen bleiben, als jene, die regulär eingeschult wurden. Ein frühes Scheitern kann sich negativ auf das Selbstbewusstsein des Kindes und seine spätere Schulleistungen auswirken. Man sollte spätestens ab der dritten Klasse damit rechnen, dass der Leistungsdruck für das Kind deutlich zunimmt.
Häufiger sind die Kleinen auch beim Lösen von Aufgaben etwas langsamer als die Älteren. Damit haben sie weniger Verschnaufpausen und erleben die Schule schnell als „anstrengend“. Wie Sie Ihr Kind letztlich im Bereich der sozialen Kompetenz beurteilen, können Sie nur selbst entscheiden. Einen wirklich objektiven Maßstab gibt es hierfür nicht. Aber man kann im Zweifelsfall sagen, dass es für ein Kind weniger belastend ist, ein Jahr später in die Schule zu kommen, als im „worst case“ später „sitzen zu bleiben“.
Schulreife erwerben: Wie bereitet der Kindergarten die Schulzeit vor?
Auch die Erfahrungen, die das Kind im Kindergarten sammelt, wird es dabei unterstützen, die Einschulung leichter zu verkraften. Hier lernt das Kind spielerisch Erfahrungen mit Menschen und Objekten zu sammeln, die für sein späteres Leben wichtig sind. Viele sehen den Kindergarten als den „idealen Platz an“, um soziale Kompetenzen – beispielsweise im Spiel mit anderen Kindern – auszubilden. Zur Übersicht habe ich einige Eckpunkte zusammengestellt, die ein guter Kindergarten bei der Erziehung berücksichtigen sollte:
- Lebenssituationen selbstständig zu bewältigen.
- Selbstständigkeit fördern und Eigenaktivität anregen.
- Lernen, Regeln zu verstehen und diese einzuhalten.
- Einen Platz in der Gruppe finden.
- Grundkenntnisse über den eigenen Körper zu haben.
- Förderung der Fein- und Grobmotorik.
- Helfen, sich in der Umwelt zurechtfinden.
- Sprachförderung durch Lieder, Spiele oder Gespräche.
- Lernen, Konflikte mit anderen zu lösen.
Wenn ein guter Kindergarten diese Aufgaben erfüllt, wird es Ihr Kind leichter haben, in der Schule zurechtzukommen. Insofern kann ein weiteres Jahr im Kindergarten helfen, die Chancen für Ihr Kind deutlich zu verbessern.
Wie können Eltern helfen, ihr Kind schulreif zu machen?
Als primäre Bezugspartner und Orientierungspersonen können gerade Eltern eine Menge tun, um die Fähigkeiten des Kindes zu fördern. Helfen Sie dem Kind Regeln zu verstehen, indem Sie selbst klare Vorgaben machen und diese auch selbst einhalten bzw. vorleben.
Bringen Sie das Kind beispielsweise immer pünktlich und regelmäßig in den Kindergarten, damit Ihr Kind vorgelebt bekommt, was es heißt „Regeln einzuhalten“. Machen Sie es neugierig auf neue Lebenssituationen und sprechen Sie mit Freude über seinen neuen Lebensabschnitt, wenn es zur Schule gehen darf.
Bringen Sie Ihrem Kind bei, sich in der Umwelt zurechtzufinden, indem Sie beispielsweise den Schulweg gemeinsam mit ihm gehen. Auch das Einüben von alltäglichen Fähigkeiten wie das …:
Binden der Schnürsenkel,
Telefonieren oder
Lernen von Verkehrszeichen
sind förderlich.
Suchen Sie Kontakt zu anderen Eltern, die ihr Kind auf die gleiche Schule schicken wollen. Vielleicht lernt Ihr Kind so seinen ersten Schulfreund(in) kennen. Suchen Sie mit ihm zusammen einen schönen Schulranzen und Schulutensilien aus. Dies sind natürlich nur einige Beispiele, aber sie geben die Richtung an, wie Sie Ihrem Kind helfen können.
Einschulung: Welche Schule wähle ich für mein Kind?
Oft hört man den Ratschlag, die nächstgelegene Schule zu wählen. Einerseits ist der Weg zur Schule kurz und kann vom Kind schnell gelernt werden. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Kinder aus der Nachbarschaft auf dieselbe Schule gehen und so Freundschaften weiter gepflegt werden können. Wenn Ihr Kind einige bekannte Gesichter in der Klasse wiedererkennt, macht das die Trennung von den Eltern oft leichter, da Vertrautes dem Kind mehr Sicherheit vermittelt.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob die nächstgelegene Schule die richtige ist, sehen Sie sich die Schule zusammen mit Ihrem Kind an. Sprechen Sie mit der Lehrerin für die erste Klasse und machen Sie sich ein Bild, wie die Schule insgesamt auf Sie wirkt. Sicher, wenn die Schule sehr verwahrlost aussieht, mag dies ein Anlass sein, über eine bessere Alternative nachzudenken.
Schulreife: Übersicht der Fähigkeiten eines Schulkindes
Für alle, die es ganz genau wissen wollen, habe ich eine detaillierte, tabellarische Übersicht über die Fähigkeiten angehängt, die für ein Schulkind wichtig sind.
Schulreife: Soziale Kompetenzen
Selbstständigkeit:
– Alleine an- und ausziehen können
– Alleine auf die Toilette gehen
– Selbstständig frühstücken
– Ohne Eltern auskommen
– Ordnung halten
– Kleine Aufgaben erledigen
– Namen und Adresse kennen
Regeln einhalten
– Ordnungsregeln einhalten
– Gesprächsregeln einsehen
– Verhaltensregeln verstehen und einhalten
Sich in Gruppen zurechtfinden:
– Kontaktbereitschaft
– Meinung äußern
– Zuhören können
– Rücksichtnahme auf andere
– Akzeptanz und Toleranz
– Zurückstecken können
Bedürfnisse aufschieben können:
– Geduld haben
– Eigene Bedürfnisse – z. B. Hunger – zurückstellen
Emotionale Stabilität:
– Arbeitsfähigkeit trotz Ärger oder Freude
– Ängste benennen und akzeptieren können
– Entwicklung von Selbstvertrauen
Konfliktfähigkeit
– Konflikte verbal lösen können
– Einfühlen in andere
Zeitperspektive:
– Arbeitszeit einschätzen, einteilen
Konzentrationsfähigkeit:
– Zielgerichtet bei einer Sache bleiben können
Schulreife: Geistige Kompetenzen
Formen wahrnehmen / Muster erkennen
– Einfache Puzzles zusammensetzten können
– Geometrische Grundformen kennen
– Formen und Farben erkennen und benennen können
Artikulationsfähigkeit
– Phonologische Bewusstheit -> Erkennen der Lautstruktur
– Eigene Gedanken verbalisieren können
– Sich zu Wort melden
Gliederungsfähigkeit
– Rechts/links Unterscheidung
– Oben/unten Unterscheidung
– Grundkenntnisse des menschlichen Körpers
– Fähigkeit selbst (oder mit Anleitung) zu denken
– Einfache Aufgaben erinnern
– Einfache Handlungsabläufe strukturieren: dies zuerst – das zuletzt
– Kleine Geschichten (nach-) erzählen
– Fantasie
Mengenauffassung:
– 4-6 Objekte zahlenmäßig erfassen können
– Augen eines Würfels als Zahl wiedergeben
– Zählen bis 12
Sprachverhalten
– Verständliche Aussprache
– Deutsch verstehen und sprechen
– Ganze Sätze formulieren
– Anderen zuhören können
Einschulung: Körperliche Kompetenzen
Körper
– Gleichgewichtsgefühl
– Raumorientierung
– Gesunde Ernährung
Motivationaler Bereich
– Leistungsbereitschaft
– Aufgaben zu Ende bringen – z. B. Tischspiele zu Ende spielen
– Durchhaltevermögen beim Schneiden und Ausmalen
– Misserfolge sublimieren können: Verlieren lernen
– Fehler zulassen
Motorische Fähigkeiten
– Knoten binden
– Schleife binden
– Papier reißen
– Mit unterschiedlichen Materialien umgehen können
– Fingerübungen
– Stifte korrekt halten können
– Auf der Linie ausschneiden
– Mit Farbe und Kleber umgehen können
Arbeitsverhalten:
– In der Gruppe Arbeiten abschließen
– Arbeitsblätter mit Kreativität gestalten
– Ausdauer
– Genauigkeit
– Lerninteresse
– Sich mindestens 20 Minuten konzentrieren können
Damit bin ich mit meiner Ausarbeitung am Ende und hoffe Ihnen einen guten Überblick gegeben zu haben, welche Kriterien für das Einschulen Ihres Kindes wichtig sind.
Viel Erfolg und Spaß für Ihr Kind in der Schule!
Beitrag von Petra Elias