Der Kongress berufliche Orientierung an allgemeinen Schulen im Freistaat Sachsen fand am 19. Juni 19 in Dresden statt. Eingeladen hatte das sächsische Ministerium für Kultus und die Agentur für Arbeit. Als Gäste waren geladen Berufsorientierungslehrer, Berufsberater der Agentur, Praxisberater und Berufseinstiegsbegleiter sowie ein Elternsprecher. Auf die über 500 Teilnehmer warteten acht Seminarangebote und mehrere Talkrunden.
Ziel der Veranstaltung war es unter anderem Best-Praxis-Beispiele vorzustellen und wie es gelingen kann, Eltern für die Berufsorientierung zu aktivieren. Frau Boack von der Agentur für Arbeit und Petra Elias vom Kreiselternrat Leipzig boten zum Thema Eltern und Berufsorientierung einen Workshop an. Über 40 Teilnehmer Namen in zwei Durchgängen daran teil. Sie wurden angehalten, sich auf die Perspektive der Eltern einzustellen und daraus Ideen zu entwickeln, wie Eltern besser in die Berufsorientierung integriert werden können.
Einhellige Meinung der Teilnehmer war, dass die jetzige Beratungsformen nicht die gewünschten Ergebnisse bringt.
Das komplette Tagungsprogramm können Sie hier einsehen. Im Folgenden finden Sie die Dokumentation zu der Veranstaltung.
Hintergrund:
Der Landesschülerrat hatte 2017 eine Umfrage gestartet, inwiefern die Meinung der Eltern bei der Berufs und Studienwahl der Kinder eine Rolle spielt. 80 % der Schüler gaben an, dass ihre Eltern maßgeblich bei der Entscheidung mitwirken. Ja, das sie letztendlich den Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben.
Die Agentur für Arbeit hat aus eigener Statistik bei Jugendlichen im SGB II Bereich einen Beratungserfolg von 7% angegeben. Die selbe Statistik sprach den Eltern einen Einfluss von 86 % zu.
Angenommen diese Informationen sind stimmig, dann fragt man sich natürlich warum Berater soviel Zeit in Schülergespräche stecken?
Warum lassen sich Schüler eher von ihren Eltern beraten?
Welche Informationen ist für die Schüler so wichtig, dass sie auf die Meinung ihrer Eltern so viel mehr Wert legen? Was haben Eltern den exzellent ausgebildeten Beratern voraus? Da ist zum einen eine gewachsene emotional-soziale Beziehung. Das ist nichts neues, Menschen, zu denen man eine solche Bindung hat, auf deren Meinung legt man natürlich besonders viel Wert.
Ein weiterer Aspekt sind die persönlichen Berufseinstiegs-Erfahrungen der Eltern und der Großeltern, die die Schüler bestimmt mehr als nur einmal zu hören. Diese Erfahrungskompetenz ist schwer zu überbieten.
Was könnte eine Empfehlung sein?
Wenn Berufsberater Schüler wirklich erreichen wollen, geht dies nur, indem Berater mit den Eltern zusammenarbeiten. Es lohnt sich also, die Eltern mit ins Boot zu nehmen.
Was müsste man als Berater über Eltern wissen?
Die Eltern in Leipzig kann man grob in drei Gruppen von verschiedener Größe einteilen. Da sind Eltern mit vorwiegend akademischem Berufseinstiegserfahrung, die Eltern mit den gebrochenen Erwerbsbiographien und die Eltern, die im Industrie oder Handwerk ihre Erfahrungen haben. Zum Bedauern des Autors, ist die letzte Gruppe leider eher klein.
Der interessante Fakt ist, dass man Eltern aus diesen Gruppen ohne Beratung kaum dazu bringen kann, die Aspekte der jeweils anderen Gruppen wahrzunehmen. In einem Beispiel benannt, bedeutet dies: Eine akademische geprägte Familie, wird den handwerklichen Berufseinstieg ihres Nachwuchses nicht als erste Berufswahl in Betracht ziehen.
Welche Möglichkeiten haben Berater?
- Fragen Sie die Eltern erst nach Ihren persönlichen Berufseinstiegs Erfahrungen, bevor Sie mit Ihrer Beratung beginnen.
- Binden immer die Eltern mit in Ihre Berufsberatung mit ein. Geben Sie den Eltern Feedback zu den Fortschritten in der Berufsberatung.
- Lassen Sie die Kinder nicht der alleinige Kommunikator sein. Das ist manchmal wie „stille Post“ spielen. Sie glauben gar nicht, was manchmal von den Kindern in den Elternhäusern wiedergegeben wird.
Wie können Berater dies erreichen?
Dies kann z.b. ein Zettel sein, auf dem bestätigt wird, dass das Kind heute zur Beratung war. Bleiben Sie in Kommunikation per E-Mail oder SMS. Erkundigen Sie sich, ob die Schule mit lernsax.de arbeitet und alle Eltern und Schüler darüber schon kommunizieren.
Sollte sich ein Konflikt zwischen dem Berufswunsch des Kindes und der Vorstellung der Eltern ergeben. Reden Sie unbedingt mit den Eltern. Es reicht nicht, nur den Schüler zu stärken. Eltern sind in der Verantwortung, ihre Kinder bis in die monetäre Eigenständigkeit finanziell zu unterstützen. Dafür müssen sie Sicherheit haben, dass dieses Ziel auch erreicht werden kann.
Das Empfiehlt der Stadtelternrat
Der Stadtelternrat empfiehlt die enge Zusammenarbeit von Elternhaus und Berufsberatern der Agentur für Arbeit. Eltern sollten wissen, Berufsberater von Bildungseinrichtungen können durchaus eher auf das hauseigene Angebot verweisen.
Eltern sollten sich nicht auf ihre Berufseinstiegserfahrungen verlassen und ihre Kinder in der Beratung begleiten.
Wervolle Links zur Berufs- und Studienorientierung
Beitrag von Petra Elias