Junge schlafend

Ein Kommentar: Eltern oder Kinder – Wer soll Hausaufgaben machen?

Das Thema Hausaufgaben ist im Alltag vieler Familien allgegenwärtig. Einige nutzen diese, um sich über den Lernstand ihrer Kinder zu informieren, andere fühlen sich in ihrer Tagesgestaltung beeinträchtigt, andere deklarieren Hausaufgaben sogar als Hausfriedensbruch. Die Diskussion ist nicht neu und wohl schon so alt, wie es Hausaufgaben auf gibt. Wir wollen wissen, wie die Vorsitzende des Stadtelternrat Petra Elias darüber denkt.

1. Wie stehen Sie zu dem Thema Hausaufgaben?

Ich möchte das zunächst als Mutter von drei Kindern beantworten. Mit denen durfte ich fünf verschiedene Schulen in bisher 17 Jahren kennenlernen. Mich macht es traurig, wenn meine Kinder mir erzählen, dass bei der Kontrolle der Hausaufgaben der Lehrer feststellt, dass etliche Schüler von einander abgeschrieben haben. Oder Eltern mir erzählen, wie furchtbar das letzte Wochenende war, weil der Nachwuchs noch einen Vortrag vorzubereiten hatte. Auch ich habe meine persönlichen Frust-Erfahrungen mit Hausaufgaben. Wo ich mir doch eine friedlichere Familienbeschäftigung vorgestellt hatte.

Kinder zu fördern und zu fordern und sie an ihre Möglichkeiten heranführen, finde ich sehr wichtig. Die selbstständige Erarbeitung von Wissen außerhalb von Schule ist eine Voraussetzung  für ein Leben-langes-Lernen. Lernen geht am besten, wenn es eine gute Beziehung zwischen Kind und Lehrer gibt. Das gilt auch zur Beziehung zu den Eltern. Ich finde es auch richtig, das Kinder Sachen machen, die auf der Spaßliste nicht oben stehen. Aber wenn die Hausaufgabenzeit zu Hause regelmäßig zum Kampfplatz wird, tut das weder den Eltern noch dem Kind gut. Dazu braucht man nicht mal viele Kinder zu haben. Spätestens dann werden Hausaufgaben zum Hausfriedensbruch.

 2. Sie sprechen von selbstständigem Lernen – wie sähe das Ihrer Meinung nach aus?

Kinder sind neugierig und wollen ihre Umwelt kennenlernen. Dies eigenständig und strukturiert zu meistern, dafür braucht es gute Anleitung. Dafür gibt es Profis, das sind Lehrer und Erzieher. Sie können Schüler anleiten, Dinge, die die Schüler selbst interessieren zu erforschen. Den Unterricht differenziert zu gestalten ist in Sachsen möglich. Für Schüler mit unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und Interessen kann der Lehrer unterschiedliche Ziele setzen. Es muss also nicht jeder Schüler in der Klasse einen Vortrag über Dinosaurier machen, wenn ihm ein anderes Thema gerade mehr interessiert. Dinge zu sammeln und zu klassifizieren muss nicht unbedingt immer in der Erstellung eines Herbariums enden.

 3. Warum liegt Ihnen das Thema am Herzen?

Die Schulerfahrungen der Elterngeneration sind nicht mit dem zu vergleichen, wie heute Kinder Schule erleben. Da hat sich in den letzten 20 – 30 Jahren viel verändert. Lehrer bekommen im Studium Methode und Didaktik an die Hand, Kinder individuell zu fördern. Methoden, von denen die meisten Eltern noch nie was gehört haben, geschweige denn eigene Erfahrung sammeln durften. Trotzdem möchten Eltern ihre Kinder in der Schulzeit unterstützen. Sie wissen meistens nur nicht wie. In dem Sinne bräuchten auch sie Unterweisung. Viele Eltern erleben die Schule im Unterschied zur Kita als Blackbox. Sie sollen ihr Kind vorbereitet am Schultor abgeben und nachdem Schultag wieder entgegen nehmen. Es wird sich darauf verlassen, dass die Kinder schon berichten, was in der Schule passiert. Doch das ist wie „stille Post“ spielen. Da wird schon so manche Kuriosität übermittelt. Wir sollten nicht vergessen, wir haben es mit Kindern zu tun, die noch lernen.

Ich wünsche mir eine engere Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule, als die üblichen zwei Elternabende im Jahr. Gute Beispiele sind da z.B. Schulen, wo Kinder und Eltern gemeinsam mit dem Lehrer das „Hausaufgaben-machen“ üben.

 

Beitrag von Petra Elias