PRESSEMITTEILUNG vom 23.01.2021 

Ist das Schuljahr noch zu retten?

 

Längst ist die Problemlage allen bekannt – mehr noch – ausdiskutiert. Es muss gehandelt werden.

Wir als Kreiselternrat Leipzig fordern nun größte Anstrengungen von Seiten der leitenden Verantwortlichen auf schulischer, städtischer und Landesebene, für die Vielzahl von Problemen endlich nachhaltige und praktikable Lösungen zu finden, um zu retten, was gerettet werden muss – die Bildungszukunft unserer Kinder.

 

Wir Eltern fühlen uns in der Pflicht, die Beschulung unserer Kinder im Übermaß sicher zu stellen, aber dafür benötigen wir mehr Orientierung, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Berechenbarkeit – mehr Unterstützung.

 

Wir sitzen alle im selben Boot – ohne recht zu wissen, wohin die Reise geht.

Damit ist keiner von uns allein und dennoch fühlen sich viele Kinder, Eltern und Lehrer allein gelassen.

 

Seit Monaten erreichen die Mitglieder unseres Gremiums fast im Stundentakt verzweifelte und besorgte Mails und Anrufe zur prekären Lernsituation im Homeschooling. 

 

Corona hat viele Schwachstellen unseres Bildungssystems offengelegt.

Gleichzeitig könnten wir als Gesellschaft dies als Impuls für Wandel und Modernisierung in unserem Schulsystem begreifen.

Wir sind bereit, diese dringend notwendige Modernisierung konstruktiv in einem partnerschaftlichen Miteinander mit voranzutreiben.

 

Bereits im letzten Sommer haben wir, resultierend aus den Erfahrungen des Lockdowns im Frühjahr und der vorhergesagten nächsten Welle der Pandemie, einen Plan B gefordert, um Planungssicherheit für unsere Familien und Schulen zu haben, vor allem aber um gute Bildung für unsere Kinder zu sichern.

 

Unser dringender Appell war und ist es, die Fahrt auf Sicht zu beenden und längerfristige Strategien zu entwickeln.

Wann fangen wir damit an?

 

Wir als Elternvertreter formulieren immer wieder unsere Bereitschaft zu aktiver Unterstützung und Mitarbeit. Aber werden wir gehört?

Es bedarf einer wirklich gewollten und engen Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren im System Schule!

Wir erleben zu oft eher ein Nebeneinander statt Miteinander, manchmal ein Gegeneinander.

Wir brauchen eine Partnerschaft zwischen Schule und Eltern, zwischen Ministerium, den zuständigen Verwaltungsstellen bzw. Leitungen und den Vertretungen von Eltern und Lehrern!

 

Was sind aus unserer Sicht wichtige Handlungsfelder?

 

Orientierung und Qualitätsmanagement

 

Bislang fehlt es an Orientierung im Homeschooling.

Sie ist für uns Eltern und die LehrerInnen grundlegend wichtig, da unser Bildungsplan auf Präsenz-Unterricht ausgelegt ist, der also an Schule im direkten Kontakt zwischen Schülern und Lehrern stattfindet.

Deshalb braucht es zukunftsorientierte Strategien, um auch in einer digitalen Umgebung qualitativ hochwertig handlungsfähig zu sein. D.h. online Wissen zu vermitteln, anstatt es sich (wie derzeit oft) die Schüler fast ausschließlich selbst erarbeiten zu lassen.

 

Es bedarf also dringend eines Konzeptes für einen vollständigen oder teilweisen Online-Unterricht, sowie der Abstufung und Neuorientierung im Präsenzunterricht.

Das Abarbeiten von Aufgaben im Selbststudium und Hochlanden von Dateien darf Teil aber nicht Hauptteil von Homeschooling sein!

 

Und Eltern und deren Vertreter brauchen schlicht Informationen, die sie ganz selbstverständlich erhalten.

Z.B. jetzt und in Zukunft vom Kultusministerium verfasste Elternnewsletter angelehnt an den Schulleiterbrief und  kommunizierte Stufenpläne bis Ende des Schuljahres, sowie das Teilen von Best Practice Erfahrungen mit anderen Schulen.

 

Die Auswirkungen dieser Pandemie werden eine komplette Schülergeneration betreffen. Es braucht auch einen Lehrplan, der wesentliche Fähigkeiten, wie Medienkompetenz, Lern-Selbst-Kompetenz und die Gesundheitsverantwortung eines jeden einzelnen Schülers mit viel mehr Gewicht beinhaltet.

 

Es ist wichtig, dass es eine rahmengebende und Normen setzende Orientierung gibt „Was“ also „Wie“ durch die Schule geleistet werden soll und muss.

Derzeit ist es vom Zufall abhängig, wie engagiert und (medien-)kompetent LehrerInnen agieren, wie sie also Homeschooling verstehen und die „neuen Medien“ anwenden können – oder auch nicht.

 

Wir fordern sofort Leitfäden für die Prozesse an den Schulen:

• für das Homeschooling

• für die stufenweise Rückkehr zum Präsenzunterricht

Bei der Erarbeitung dieser Leitfäden sollen Eltern bzw. der Vertreter maßgeblich mit ihrer Elternsicht beteiligt sein.

 

Wir fordern ein Qualitätsmanagement für und an Schulen, das deren ständige Weiterentwicklung langfristig sicherstellt:

• Gremien und Verantwortliche an den Schulen, die die Weiterentwicklung der Schule wie auch der einzelnen Lehrkraft unterstützen und Fehlentwicklungen verhindern

• regelmäßiger Austausch zwischen den Schulen, um „Best Practice“ als Lernform auch hier voranzutreiben und das „Schmoren im eigenen Saft“ zu vermeiden

• regelmäßiges und wertschätzendes Evaluieren von jeder Schule durch die übergeordnete Instanz – auch hier unter Beteiligung von Eltern-, Schüler- und Lehrvertretern sowie wissenschaftlicher Expertise – in geeigneten unkomplizierten Verfahren.

 

Betreuungssicherheit, Kindeswohl und Inklusion

 

In Sachsen ist lediglich für die Klasse 1-4 eine Notbetreuung eingerichtet, jedoch muss diese auch für die Klassenstufen 5 und 6 gewährleistet werden, da wir uns hier in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Kinder in dem Alter sollten das Recht auf eine Notbetreuung in der Schule haben.

 

Während der Notbetreuung soll es den Kindern ermöglicht werden, am digitalen Unterricht teilzunehmen, sowie die gestellten Aufgaben entsprechend zu bearbeiten. Wenn Kinder all das am Abend, wenn die Eltern wieder da sind, nachholen müssen, ist das eine immense Bürde. Sie wird diesen Familien, neben der Arbeit in systemrelevanten Berufen, noch zusätzlich auferlegt.

 

Inklusion braucht ehrliche Fürsorge statt einer rein quantitativen Betrachtung bezogen auf die Klassenstärke. D.h. die fachliche Betreuung fällt momentan faktisch aus.

 

GTA-Angebote

Auch Ganztagsangebote sind auf digitalem Wege möglich, dafür wünschen wir uns einen Leitfaden und ein Finanzierungsmodell.

Gemeinsames Handeln

Die Elternmitwirkung ist nicht nur gesetzlich vorgesehen, wir möchten dieser Verantwortung gerecht werden, weil wir sie als wichtigen Teil eines demokratischen bürgerschaftlichen Engagements sehen!

 

Wir fordern die oben genannten Akteure auf Schul-, Stadt- und Landesebene herzlich auf, auf uns zuzugehen und mit uns gemeinsam die aktuellen Probleme zu lösen und langfristig MODERNE SCHULE für die Zukunft unserer Kinder und unsere eigene als Gesellschaft zu gestalten.