Entscheidungshilfe für Kandidatinnen und Kandidaten für den LandesElternRat

Wir als LandesElternRat möchten den Mitgliedern unserer Kreise eine Hilfestellung geben, bei der Entscheidung sich als Vertreter für den LandesElternRat aufzustellen. Wir sind uns bewusst, dass oftmals nicht genau bekannt ist, was die Vertreter im LER erwartet, wofür wir als LER stehen und welche Aufgabe im LER zu bewältigen sind.

Der LandesElternRat: Was sind wir?

Der LandesElternRat (LER) ist die gesetzlich verankerte, freie und unabhängige Elternvertretung der Schulen im Freistaat Sachsen. Der LER arbeitet ehrenamtlich und vertritt eigenständig, weisungsfrei und überparteilich die bildungspolitischen Interessen und Ziele der Eltern. Dabei ist er der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sowie der Rechtsstaatlichkeit des Grundgesetzes verpflichtet. Seine Tätigkeit soll von Transparenz geprägt sein.

Der LER ist ein eigenständiges Gremium, welches in enger Abstimmung mit den Kreiselternräten (KER) des Freistaates Sachsen gemeinsame Themen abstimmt, vermittelt und formuliert aber auch eigenständige Positionen einbringt. All diese Themen und Forderungen werden gegenüber der Landesregierung für das Wohl unserer Kinder vertreten. Der LER ist eine Austauschplattform für die KERs und vertritt die gemeinsamen Interessen gegenüber dem sächsischen Ministerium für Kultus (SMK).

Mitarbeit im LandesElternRat: Was kannst Du einbringen?

Die Zusammenarbeit im LER funktioniert nur mit verstetigter Mitarbeit über Euer Engagement. Um für Euch klarer zu formulieren, was eine Mitarbeit im LER bedeutet, möchten wir im Folgenden einen Überblick über Mitarbeitsmöglichkeiten und Themen geben. 

Der LER besteht unter anderem aus einem Vorstand, einem erweiterten Vorstand und Ausschüssen zu unseren relevanten Themen. Wir streben an uns breit aufzustellen und im erw. Vorstand sowie in unseren Ausschüssen Vertreter aus jedem KER zu haben, um sowohl ländliche als auch städtische Bedürfnisse aber auch verschiedene Schulformen zu integrieren. Bei der Überlegung sich als Vertreter eines KER aufzustellen, empfehlen wir sich bereits im KER abzustimmen, wer gegebenenfalls für eine Aufgabe im erw. Vorstand kandidieren möchte bzw. wer sich Aufgaben im BundesElternRat (BER) oder im Landesbildungsrat (LBR) vorstellen kann.

 

Die Arbeit in den Ausschüssen ist Themen-bezogen. Wir werden hier in den wichtigsten Themenfeldern konkrete Vorschläge an die Landesregierung erarbeiten und die Interessen unserer KERs vertreten. Und genau hier bitten wir um Eure Mitarbeit in den Ausschüssen. Wir empfehlen sich bei der Entscheidung für den LER zu kandidieren mit den Themen auseinanderzusetzen, gegebenenfalls sich in einem Thema zu verorten oder ergänzende Themen zu formulieren.

 

Im LandesElternRat: Welche Themen haben wir?

Der LandesElternRat ist immer bestrebt die für alle Eltern relevanten Themenfelder zu adressieren. Dafür arbeiten wir eng mit den Vertretern der KERs zusammen. In den vergangenen 2 Jahren hat sich der LER drei zentrale Themenfelder vorgegeben, die wir gemeinsam auch in den nächsten Jahren bearbeiten wollen. Darüber hinaus gibt es tagesaktuelle Probleme (z.B. Pandemiefragen, Aufholen nach Corona) und es können natürlich zu jeder Zeit weitere Themen eingebracht und diskutiert werden (Digitalisierung, Medienkompetenz). Es wurde im laufenden Kalenderjahr zum Beispiel ergänzend eine Arbeitsgruppe für „psychologische und psychosoziale Probleme und Assistenzsysteme an Schule“ gegründet.

 

  1. Lehrermangel/ und -ausbildung:

Der Lehrermangel ist aus unserer Sicht eines der wichtigsten und zentralen Themen der nächsten Jahre. Mit ausreichend Personal ergeben sich Spielräume und Möglichkeiten für alle andren Transformationsprojekte. Ohne hinreichend Personal sind keine Spielräume gegeben. 

 

Bei „Lehrermangel/ und -ausbildung“ geht es nicht darum, ob etwas getan werden muss, sondern was getan werden muss. Hier ist Ziel verbindliche Maßnahmen vorzubereiten und durch das SMK / SMWK bzw. Staatsregierung umzusetzen. Folgende Punkte sind für uns unstrittig:

  •  Es gibt einen gravierenden Lehrermangel in Sachsen. Mindestens 2000..3000 Lehrer fehlen im Bildungssystem.

  • Alle Maßnahmen des SMK führen kurz und mittelfristig nicht zu einer substanziellen Verbesserung, ganz im Gegenteil die Differenz zwischen Soll und IST wächst in den nächsten Jahren weiter an.

  • Die Feststellung auf Seiten der Landesregierung, dass keine Studenten/Referendare/Lehrer mehr zu finden sind, bringt uns nicht weiter. 

  • Wir brauchen neue ggf. auch teure oder/und unerprobter Maßnahmen um den Schulbetrieb für alle Schüler aufrecht zu erhalten

Wir haben eine Arbeitsgruppe, die sich auch mit externen Fachleuten z.B. Vertreter der GEW und des SLV berät und Vorschläge einbringt wie zum Beispiel:

  1. FSJ Pädagogik an allen Schulen und jedes Jahr anbieten

  2. Assistenzsystem so schnell wir möglich an allen Schulen aufstocken / einführen

    1. Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen

    2. Vernetzung von schulischen und außerschulischen Hilfsangeboten

    3. Schulverwaltungsassistenten, Ausbau pädagogischer Unterstützungsmaßnahmen

  3. Schaffung neuer Studiengänge an Hochschulen außerhalb der klassischen Standorte Leipzig und Dresden 🡪 Zwickau, Chemnitz, Görlitz/Zittau

  4. Lehramtsstudium mit Wahlmöglichkeit

 

Wir schlagen einen Runden Tisch vor!

 

  1. Schule der Zukunft / zukunftsfähige Schule: 

Bereitet unser Schulsystem unsere Kinder ausreichend auf ihre Zukunft vor? Werden die gut formulierten Bildungsziele erreicht? So heißt es im sächs. Bildungsgesetz: 

„Die schulische Bildung soll zur Entfaltung der Persönlichkeit der Schüler in der Gemeinschaft beitragen. (…) Die Schule fördert die Lernfreude der Schüler. Mit der Vermittlung von Alltags- und Lebenskompetenz und durch Berufs- und Studienorientierung bereitet sie die Schüler auf ein selbstbestimmtes Leben vor. (…) Bei der Gestaltung der Lernprozesse werden die unterschiedliche Lern- und Leistungsfähigkeit der Schüler inhaltlich und didaktisch-methodisch berücksichtigt sowie geschlechterspezifische Unterschiede beachtet. …“

Die Realität ist leider oft weit weg von diesen wohl klingenden Worten. Trotz aller Reformen folgt Schule noch einem Grundkonzept aus dem vergangenen Jahrhundert, wo allein die Wissensvermittlung im Mittelpunkt stand. Längst ist klar, dass das überhaupt nicht mehr den eingangs erwähnten Zielen gerecht wird, gerecht werden kann. Ist das „Pauken“ von Stoff in der modernen Wissensgesellschaft noch aktuell? Schüler sind viel zu oft „Objekte“, die dem System Schule folgen müssen.

Wir möchten unsere Kinder unterstützen selbstbewusste Menschen zu werden, die ihre persönliche Zukunft und die der Gesellschaft meistern können. Wir brauchen aktives Lernen und eine Beteiligung am Schulgeschehen. Zeit Jahrzehnten belegt die wissenschaftliche Forschung, dass wirkliches Lernen nur über selbstbestimmte Prozesse erfolgt. D.h. Lernlust ist angeboren und wird durch Beteiligung gefördert. Diese Beteiligung sorgt nicht nur für nachhaltiges Lernen, sie sorgt auch dafür, dass SuS selbst dabei lernen ihre eigenen Interessen zu erkennen und zu vertreten, die der anderen zu respektieren und im Austausch und Aushandeln ganz wesentliche soziale und damit auch demokratische Kompetenzen zu erlangen.

Insofern soll der LER zur Verfolgung der ganz oben genannten Bildungsziele auf kurz- mittel- und langfristige Veränderungen des sächsischen Bildungssystems hinwirken.

Das kann (beispielhaft) sein:

  1.  kurzfristig – Installieren einen Qualitätsmanagement-Systems an sächsischen Schulen, das die Kriterien des § 1 des sächs. Schulgesetzes regelmäßig evaluiert. Hierzu gibt es schon eine Arbeitsgruppe die zum Ziel hat, für alle sächs. Schulen ein Feedbacksystem zu entwickeln und den Schul- und Lernalltag auf deren Qualität hin regelmäßig bewerten.

 

  1. Mittelfristig – erfassen aller Modellschulen (öffentliche Schulen) in Deutschland, die auf Basis (alter) bestehender Schulgesetze bereits heute „Schule anders machen“, wo Lernlust das Schulklima bestimmt, weil Lehrerinnen und Lehrer Schule gemeinsam mit Schülern und Eltern ganz anders gestalten. Ziel kann es hier sein, moderne, bereits bestehende und funktionierende Konzepte in der Breite bekannt zu machen und Schulen zu motivieren, sich dahingehend zu verändern.

 

  1. Langfristig – Hinwirken auf die Veränderung von Grundkonzepten, die (öffentliche) Schule beschreiben und dabei deren Rolle neu bzw. zukunftsfähig definieren. D.h. sowohl inhaltliche Fragestellungen (z.B. Lernpläne entschlacken und neu definieren) wie auch das „Wie“ von Schule (z.B. weg vom Frontalunterricht) sollen wissenschaftlich basiert beantwortet werden und in ein modernes Konzept von Schule einfließen.

 

  1. Elternmitwirkung

Ausgangspunkt ist die Fragestellung, „Was“ in der aktuellen Elternmitwirkung (EM) und den Strukturen sowie Prozessen „Wie“ geregelt ist und „Was“ funktioniert oder eher nicht funktioniert und einer Verbesserung bedarf: Wie gelingt es uns mehr Wirksamkeit zu entfalten? Wie können Eltern entlastet werden im Ehrenamt? Wie können wir dem System Schule vermitteln, dass Elternmitwirkung ein Gewinn für alle (auch für das System Schule) ist!

Themen hierbei sind:

  • Strukturen der Elternmitwirkung 🡪 wie ist EM geregelt (z.B. EMM mit Seminaren), EM in Schule, Kreis, Land; Wie werden Eltern informiert, Wie können sich Eltern einbringen; Wie kann EM Wirkung entfalten

  • Motivation und Kommunikation 🡪 Wie lassen sich Eltern begeistern, Wie spreche ich initial Eltern an, Achtsame Kommunikation zw. Eltern aber auch zu Schulleitung und Lehrern

  • Wie können Informationen und Strukturen der EMM gut verbreitet werden 🡪 Seminare, Unterlagen, Flyer auch in einfacher Sprache

Ergänzende Randthemen: 

1. Professionalisierung von Elternmitwirkung durch Schaffung von Stellen für z.B. LER-Vorsitz, KER Vorsitz oder ab z.B. 50T Kindern eine Stelle … LER Vorsitz oder KER Vorsitz in Städten ist vom Zeitaufwand wie Vollzeitstelle 

2. Wirkmächtigkeit von LER z.B. durch Anfragerecht von LER an SMK und der Pflicht der Zuarbeit (ähnlich wie Fraktionen im Landtag) 

Mitwirkung im LandesElternRat: Wie kann ich mich auf die Vollversammlung vorbereiten?

 

Wir werden in unserer nächsten Vollversammlung im Januar 2023 wieder Wahlen abhalten und möchten dabei auch Partizipation in unseren Themenbereichen und Ausschüssen forcieren. Wir bitten Euch deshalb Euch bereits vor der Vollversammlung im LER in Euren Kreisen zu überlegen und abzustimmen, in welchem Themenfeld Ihr welche Mitwirkung realisieren möchtet und wer sich wo einbringen kann. Gern können auch neue Themen ergänzend zu den hier beschriebenen eingebracht werden.