Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften – in sämtlichen Disziplinen haben die Schülerinnen und Schüler der Helene-Lange-Schule bei der Pisa-Studie 2001 andere Schulen in Deutschland geschlagen, um Längen.
Seit 1995 ist die Helene-Lange-Schule Versuchsschule des Landes Hessen. #
Eine Versuchsschule ist auf Dauer angelegt. Sie ist ein Instrument zur Weiterentwicklung des Schulwesens. Sie erhält Aufträge dafür aus dem Hessischen Kultusministerium. Was sie entwickelt, muss sie darstellen und veröffentlichen, selbst evaluieren und extern evaluieren lassen. Sie muss sich Besuchern öffnen und diesen die Möglichkeit geben, Ideen, Materialien, Konzeptbausteine auf ihre eigene Situation zu transferieren. Sie wird wissenschaftlich begleitet. Unsere Wirkung liegt zum einen in einer Modellfunktion und zum anderen in der Weitergabe unseres „Know-How“.
UNESCO-Projektschule #
Das wichtigste Projekt innerhalb unserer UNESCO-Aktivitäten ist das Nepal-Projekt. Bereits 1988 wurde der Grundstein für die Unterstützung der Kinder in Bhandar (Ost-Nepal) gelegt. Dem seitdem unermüdlichen Engagement der gesamten Schulgemeinde und vieler Förderer ist es zu verdanken, dass heute fast alle Kinder in der bergigen und immer noch sehr armen Region in die Schule gehen können. Außerdem wurden umfassende andere Hilfen (z. B. im Bereich Gesundheit) geleistet.
Die Patenschaften, die UNESCO-AG, der Nepalbasar, die Fahrradrallye und viele andere Aktivitäten tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler eine ferne Region der Erde und deren Bewohner kennen lernen. Sie erfahren dabei, dass man selbst etwas verändern kann, übernehmen Verantwortung und lernen vernetzt zu denken.
Club of Rome Schule #
Seit 2004 ist die Helene-Lange-Schule eine von 15 Mitgliedschulen des Club of Rome Schulnetzwerks.
Die Club of Rome Schulen fördern
- Selbstständigkeit und Partizipation,
- Kooperation mit außerschulischen Partnern,
- ein auf Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit angelegtes Denken und Handeln,
- vernetztes Fach- und Methodenwissen,
- ästhetische, musikalische und Bewegungserziehung,
- ganzheitliches Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ und sind auf ständige Weiterentwicklung bedacht.
Deutscher Schulpreis #
Der Schulpreis, den wir im Dezember 2007 erhalten haben, berechtigt uns zur Mitarbeit in der Akademie der Robert-Bosch-Stiftung, die jährlich Exzellenzforen und Arbeitstreffen organisiert. Hier treffen wir auf alle anderen Preisträgerschulen aus ganz Deutschland (seit 2006 jeweils 5 neue), sowie alle Schulen, die für den Preis nominiert wurden. In diesem Rahmen arbeiten wir auch an der Deutschen Schulakademie der Stiftung in Berlin mit.
Quelle:
https://www.helene-lange-schule.de/
Interview mit der ehemaligen Schulleiterin #
Sind die Schüler aus Wiesbaden einfach klüger als andere Schüler? „Natürlich nicht“, sagt die ehemalige Schulleiterin Enja Riegel. In ihrem Buch „Schule kann gelingen!“ beschreibt die 64-jährige Pädagogin, wie eine Schule aussehen kann, die „starke und selbstbewusste Individuen“ hervorbringt – ohne dabei an bildungsbürokratischen Hürden zu scheitern.
Seit 2003 befindet sich die Autorin im kreativen Ruhestand.
Der Kern der Veränderung an der Helene-Lange-Schule bestand in der Reform der Lehrerarbeit. Sie arbeiten nicht mehr als Einzelkämpfer hinter verschlossenen Türen, sondern im Team von acht bis zehn Lehrern, die für einen Jahrgang zuständig sind. Der Klassenlehrer unterrichtet 14 bis 18 Stunden in der Klasse, es gibt keine 45 Minuten-Stunden, höchstens Doppelstunden, längere Einheiten und fächerübergreifende Projekte innerhalb und außerhalb der Schule. Die Klassenlehrer lernen ihre Schüler wirklich kennen und müssen nicht wie an anderen Schulen, wo ein Lehrer mitunter 300 bis 400 Schüler in der Woche unterrichtet, Fotos auf Namenslisten kleben, um Schüler zuordnen zu können. Das verändert die Arbeitssituation radikal und es geschieht etwas sehr Erstaunliches: Lehrer unterrichten nicht mehr Fächer, sondern Schüler. Seit wir in der Helene-Lange-Schule anders arbeiten – und das heißt mehr Arbeit und längere Zeit in der Schule – hat sich der Krankheitsstand um die Hälfte halbiert. Die Lehrer in den Teams bekommen weit mehr Verantwortung übertragen, als das in Deutschland üblich ist. Mit dem Ergebnis: Wer mitbestimmen, gestalten und verändern kann, ist zufriedener. Außerdem bekommen die Lehrer von den Schülern ein tolles Feedback – all das macht auch Lehrer zu reiferen Personen.
Bei den Lehrplänen haben wir genau hingeschaut und überlegt, was wir übernehmen können. Dann haben wir sehr begründet unsere Spielräume genommen. Gefragt haben wir allerdings nie, sondern einfach gemacht. In einer integrierten Gesamtschule beispielsweise muss man die Schüler in Leistungsniveaus A, B und C einteilen. Gemeinhin schließen Schulen daraus, dass die unterschiedlich eingeteilten Schüler in unterschiedlichen Räumen getrennt voneinander unterrichtet werden müssen. Wir aber haben beschlossen, sie gemeinsam zu unterrichten. Es ist unglaublich, aber das haben hier in Deutschland noch immer so wenige Leute begriffen: Man lernt erst wirklich, wenn man anderen etwas erklärt. Für die schwachen Schüler ist diese Einteilung noch folgenreicher als für die stärkeren Schüler – es ist eine mitunter sehr schmerzliche und verletzende Erfahrung, einer Nieten-Gruppe zugeordnet zu werden. Insgesamt sind wir bei unseren Veränderungen nach der Devise verfahren: Wir fragen den Schulrat in vielen Dingen, die wir anders machen wollen. Aber es gibt Dinge, da schonen wir ihn, denn die müsste er verbieten.
Unsere Eltern haben sich für das Konzept der Schule entschieden und sie sind ausdrücklich erwünschte, wichtige und zuverlässige Partner der Schule. Projekte, die über den Unterrichtsalltag hinausgehen, könnten ohne Unterstützung der Eltern kaum realisiert werden. Eltern sind wichtige Verbündete. Ich glaube, um sie als solche zu gewinnen und um überhaupt ein solches Vorhaben wie die Reform der Helene-Lange-Schule durchzubringen, muss man eine richtig gute Utopie haben und wissen wo man hin will.
Quelle:
http://methodenpool.uni-koeln.de/teamteaching/riegel_interview.htm