Jahresthema: Pandemie als Chance – Frühjahrsplenartagung vom 05.-07.05.2023/Potsdam
Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Teilhabe in der Pandemie
Die Corona-Pandemie war eine enorme Belastung für die gesamte Gesellschaft, insbesondere für das Bildungssystem, da sie die Missstände an den Schulen deutlich offengelegt hat.
Eine erhebliche Anzahl von Schülerinnen und Schülern sind von den Lernzielen der jeweiligen Klassenstufen weit entfernt. Diese Lernrückstände sind noch nicht behoben. Sie prägen weiterhin die gesamte Bildungsbiografie dieser Kinder und Jugendlichen und die massiven Lernverluste drohen auch den folgenden Jahrgängen.
Der BundesElternRat fordert,
- das Bundesprogramm »Aufholen nach Corona« zu verlängern und die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu prüfen.
Es zeigte sich deutlich, dass eine angemessene Lernumgebung in Schulen und im häuslichen Umfeld zur Nutzung von digitalen Kommunikations- und Arbeitsplattformen notwendig und wichtig ist. Digitale Teilhabe war für viele nicht selbstverständlich und auch nicht umsetzbar.
- Deshalb ist eine langfristige digitale Strategie, die Investitionen in Infrastruktur und Technologie umfasst, unabdingbar, um sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrem Hintergrund, gleiche Chancen auf Bildung haben.
- Wir fordern die digitale Lehr- und Lernmittelfreiheit. Dazu wird die Weiterführung und Weiterentwicklung hybrider Unterrichtsformen benötigt, um den bisher erreichten Lernprozess zu verstetigen. Zusätzlich sind Prüfungserleichterungen auf allen Bildungswegen weiterhin zu gewährleisten.
- Des Weiteren sehen wir, dass es einer datenschutzkonformen und kontinuierlichen Erfassung des Lernfortschrittes von Schülerinnen und Schülern bedarf, um guten Unterricht und individuelle Fördermaßnahmen sowie die Durchgängigkeit einer positiven Bildungskette sichern und evaluieren zu können.
Durch den stark erhöhten Anteil an Kindern und Jugendlichen mit psychosozialen Problemen müssen verpflichtend an allen Schulen multiprofessionelle Teams bedarfsgerecht eingesetzt werden.
- Inklusion und Differenzierung benötigen Ressourcen!
- Eine weitere Herausforderung ist der Fachkräftemangel in Kita und Schule, da Erziehung und Bildung bereits in der frühkindlichen Phase beginnen. Dort, wo noch nicht vorhanden, ist eine Entwicklung der vollschulischen Ausbildung der Erzieherfachkräfte in einer Form der dualen Berufsausbildung und des dualen Studiums zwingend erforderlich.
- In diesem Zusammenhang fordern wir eine verbindliche sonderpädagogische und psychologische Qualifizierung aller Lehrkräfte im Rahmen der längst überfälligen Lehrkräfteausbildungsreform der KMK. Außerdem soll durch ein verbindliches Duales Lehramtsstudium die notwendige Praxisnähe gewährleistet werden. Die Erprobung neuer Lehr- und Lernmethoden ist durch den Ausbau von Universitätsschulen zu fördern.
Mobilität ist die Grundlage sozialer Teilhabe. Dies gelingt nur dann, wenn allen Schülerinnen und Schülern eine
- kostenfreie Nutzung des ÖPNV ermöglicht wird, um die Bildungsangebote des Bundes und der Länder nutzen können.
Die nicht abschließende Aufzählung macht deutlich, dass die bildungspolitisch Verantwortlichen der Länder und des Bundes in der Pflicht stehen, alles Erdenkliche zu unternehmen, um Bildungsgerechtigkeit herzustellen.
Endlich müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unabdingbar sind, damit Lehrkräfte individuelle Bildungsangebote für jede Schülerin und jeden Schüler bereitstellen können. Für die Umsetzung der genannten Ziele ist es zwingend notwendig, weitere grundständig ausgebildete Lehrkräfte sowie zusätzliches pädagogisches Fachpersonal zu gewinnen; dies sollte höchste Priorität einnehmen.
Für eine bessere Lesbarkeit haben wir weitestgehend auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Im Sinne der Gleichbehandlung gelten entsprechende Begriffe für alle Geschlechter.
Ihr Ansprechpartner ist:
Bundeselternrat
E-Mail: info@bundeselternrat.de
Für Fragen und Stellungnahmen stehen wir gerne zur Verfügung.
Über den Bundeselternrat:
Der Bundeselternrat ist die Dachorganisation der Landeselternvertretungen in Deutschland. Über seine Mitglieder vertritt er die Eltern von rund acht Millionen Kindern und Jugendlichen an allgemeinbildenden und an berufsbildenden Schulen.
Der Vorstand des Bundeselternrates arbeitet ehrenamtlich.