ifo-Studie als pdf: #
sd-2024-05-ungleiche-bildungschancen-woessmann-etal-
Die Studie: #
Wie gerecht oder ungerecht sind die Bildungschancen von Kindern mit verschiedenen familiären Hintergründen in Deutschland verteilt? Die vorliegende Studie vergleicht die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder mit niedrigerem Hintergrund (weder ein Elternteil mit Abitur noch oberes Viertel der Haushaltseinkommen) mit der für Kinder mit höherem Hintergrund (mindestens ein Elternteil mit Abitur und/oder oberes Viertel der Haushaltseinkommen). Dazu wird sowohl der relative (Chancenverhältnis) als auch der absolute Unterschied (Chancendifferenz) im Gymnasialbesuch zwischen den beiden Gruppen betrachtet. Deutschlandweit besuchen 26,7 % der Kinder mit niedrigerem Hintergrund ein Gymnasium, mit höherem Hintergrund sind es 59,8 %. Die Chance auf einen Gymnasialbesuch bei niedrigerem Hintergrund ist also nicht einmal halb so groß (Chancenverhältnis 44,6 %) wie bei höherem Hintergrund, die Chancendifferenz beträgt 33,2 Prozentpunkte. Die Ungleichheit der Bildungschancen ist in allen Bundesländern sehr stark ausgeprägt. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede. Bei Betrachtung des relativen Unterschieds weisen Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz etwas bessere Chancenverhältnisse auf (zwischen 52 % und 54 %), Bayern und Sachsen schlechtere (38,1 % bzw. 40,1 %). Bei Betrachtung des absoluten Unterschieds ist die Chancendifferenz in Sachsen und Sachsen-Anhalt (40,1 bzw. 38,1 Prozentpunkte) besonders stark ausgeprägt, in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz (26,4 bzw. 28,4 Prozentpunkte) noch am geringsten. Anhand von acht Beispielen guter Praxis aus den Bereichen frühkindliche Förderung, Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, datenbasierte Sprachförderung, verringerte schulische Aufteilung und Mentoring werden konkrete Maßnahmen für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung vorgestellt.
Die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unterscheiden sich deutlich zwischen den Bundesländern. Das ist das Ergebnis einer neuen ifo-Studie. Am wenigsten negativ wirkt sich ein ungünstiger familiärer Hintergrund für Kinder in Berlin und Brandenburg aus: Es ist etwa halb so wahrscheinlich (Berlin: 53,8 Prozent; Brandenburg: 52,8 Prozent), dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen. Bundesweit beträgt der Wert 44,6 Prozent. Am unteren Ende liegen Sachsen mit 40,1 und Bayern mit 38,1 Prozent. Chancengleichheit wäre bei 100 Prozent erreicht. „Bildung und Einkommen der Eltern sind entscheidende Faktoren für die Bildungschancen von Kindern in Deutschland. Aber dies gilt in den Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß“, sagt Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik.