Bildung und soziale Herkunft sind in Deutschland eng verkoppelt. Ein Vergleich der Bildungsleistungen in den Bundesländern spiegelt daher häufig die unterschiedliche Sozialstruktur der Länder wider. #
Wo erreichen Schüler:innen die höchsten Kompetenzen? Welches Land hat die meisten Schulabbrecher:innen? Bundesländervergleiche sind beliebt, scheinen sie doch Aufschluss darüber zu geben, wie sich die Schulsysteme der Länder unterscheiden, wo die Schulpolitik alles im Griff hat und wo eher nicht. Bei der Interpretation solcher Daten ist jedoch durchaus Vorsichtig geboten. Denn nicht selten steht hinter den Zahlen, die wir vergleichen, gar nicht so sehr die spezifische Schulpolitik eines Landes oder die Qualität seiner Schulen, sondern schlicht die soziale Realität, die das schulische Lernen im jeweiligen Bundesland bestimmt. Dass Bildung und soziale Herkunft hierzulande eng verkoppelt sind, Kinder aus sozial benachteiligten Familien im Schulsystem weniger erfolgreich sind, ist allgemein bekannt. Dass sich dieser Umstand aber an mancher Stelle notwendig auch in Bundesländerunterschiede übersetzt, wird hingegen schnell vergessen. Dabei ist es eigentlich ganz logisch: Länder, in denen ein hoher Anteil von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen lebt, kommen in Ländervergleichen mitunter schlechter weg als Länder, die mit Armut und prekären Lebensverhältnissen weniger Probleme haben. Daher sollte man sich bei Bundesländervergleichen immer erst mal fragen: Spiegelt sich hier unter Umständen auch die Sozialstruktur der Länder wieder?
Diese Grafik zeigt einen für das Bildungsgeschehen zentralen Aspekt der Sozialstruktur, nämlich den Anteil der unter 15-Jährigen, die im jeweiligen Bundesland Sozialleistungen nach SGB II erhalten. Je nach Bundesland, so wird deutlich, sind Schulen und Schulpolitik mit sehr unterschiedlichen sozialen Gegebenheiten konfrontiert – und das hat Folgen. So beziehen in Bremen, das in Kompetenzvergleichen häufig das Schlusslicht bildet, ganze 28,4 Prozent der Schüler:innen Sozialleistungen; in Berlin, ebenfalls häufig am unteren Ende der Leistungsverteilung, sind es 23,7 Prozent. Auch Nordrhein-Westfalen und das Saarland weisen mit über 16 Prozent eine hohen Anteil von Sozialleistungsbezieher:innen unter den Schüler:innen auf. Demgegenüber gibt es in Bayern mit gerade einmal 5,4 Prozent die bundesweit niedrigste Quote, gefolgt von Baden-Württemberg mit 7,2 Prozent – beide Länder schneiden in Schulleistungsuntersuchungen regelmäßig gut bis sehr gut ab.